Das Gras wachsen hören

Das Gras wachsen hören

„Du hörst ja das Gras wachsen!“

Dieser Ausruf von Erwachsenen war für mich als Kind, als Jugendliche kein Lob, etwas besonders gut, schnell, vor anderen zu bemerken. Es hörte sich für mich immer eher an wie ein Vorwurf.
Heute bin ich sicher, die Erwachsenen fühlten sich ertappt, entlarvt, da ich etwas gesehen, bemerkt, gefühlt – also wahrgenommen hatte, von dem sie nicht wollten, dass ich es wahrnahm. Statt zuzugeben, dass ich richtig lag mit meiner Wahrnehmung, drehten sie es so, als habe ich mich getäuscht. Es hat lange gedauert, bis ich ihnen auf die Schliche gekommen bin.
Und selbst als Erwachsene heute, muss ich noch genau sortieren. Es läuft immer auf die Entscheidung hinaus: Kann ich mich auf meine Wahrnehmung verlassen? Ja, ich kann, wenn ich mich nicht ablenken lasse, offen und einfühlsam bin.

Diese und ähnliche Gedanken sind mir beim Anblick des Bildes „Strand„, bzw. des beigefügten Zitates von Gerhard Hauptmann durch den Kopf gegangen: “ Man darf nicht das Gras wachsen hören, sonst wird man taub.“
Aber so tun, als höre man nicht das Gras wachsen, führt dazu, dass man an sich und seiner Wahrnehmung zweifelt.

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