Andrea Maria Schenkel, Kalteis

Andrea Maria Schenkel, Kalteis

Spannung für ein paar kurzweilige Stunden bedeutet der neue Roman „Kalteis“ von Andrea Maria Schenkel, dessen 1. Auflage bereits vergriffen ist.
Gleich zu Beginn wird der Leser über eine „Aktennotiz zum Abschluss des Verfahrens Josef Kalteis“ darüber informiert, dass Josef Kalteis zum Tode verurteilt und sein Gnadengesuch abgeleht worden ist. Als „Volksschädling“ ist er es nicht wert, eine Sicherheitsverwahrung und Umerziehung im Konzentrationslager Dachau zu erfahren. Die Volksgenossen dürfen nichts erfahren, sie müssen geschützt werden. So wird sein Verfahren als „G e h e i m e R e i c h s s a c h e“ eingestuft. Der Leser begleitet ihn bis zum Kippbett, auf dem ihm der Kopf vom Rumpf getrennt wird.
Doch es dauert noch eine Weile, bis der Leser nach und nach durch Betroffene der Verbrechen, etwa durch die Opfer, ihre Angehörigen, durch Vernehmungsprotokolle erfährt, was genau Josef Kalteis verbrochen hat, vor allem auf welch bestialische Art und Weise er die Frauen tötet und sich an ihren Leichnamen vergeht. Das wird in einigen Szenen derart drastisch und detaillgenau geschildert, dass man den Krimi besser nicht beim Essen lesen sollte.
Die Art und Weise, wie Kalteis in den Vernehmungen erst alles abstreitet und den biederen liebevollen Familienvater hervorkehrt, steht im krassen Gegensatz zu den Aussagen seiner Frau.
Die Erzählweise ähnelt der des ersten Romanes. Der Leser kann sich aus unterschiedlichen Perspektiven ein Bild der Zeit, der Personen und ihrer Lebensumstände machen, vor allem von Kathie, einer jungen, naiven, lebenslustigen Frau mit z.T. unrealistischen Träumen, die aus der Enge ihrer Familie, ihres Dorfes in die Stadt flieht und als letzte Opfer von Kalteis wird.

Andrea Maria Schenkel, Kalteis, Hamburg 2007, 154 S., ISBN 978-3-89401-549-7

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