November
Solchen Monat muss man loben:
Keiner kann wie dieser toben,
Keiner so verdrießlich sein
Und so ohne Sonnenschein!
Keiner so in Wolken maulen,
Keiner so mit Sturmwind graulen!
Und wie nass er alles macht!
Ja, es ist ’ne wahre Pracht.
Seht das schöne Schlackerwetter!
Und die armen welken Blätter,
Wie sie tanzen in dem Wind
Und so ganz verloren sind!
Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt
Und sie durcheinanderwirbelt
Und sie hetzt ohn‘ Unterlass:
Ja, das ist Novemberspass!
Und die Scheiben, wie sie rinnen!
Und die Wolken, wie sie spinnen
Ihren feuchten Himmelstau
Ur und ewig, trüb und grau!
Auf dem Dach die Regentropfen:
Wie sie pochen, wie sie klopfen!
Schimmernd hängt’s an jedem Zweig,
Einer dicken Träne gleich.
O, wie ist der Mann zu loben,
Der solch‘ unvernünft’ges Toben
Schon im Voraus hat bedacht
Und die Häuser hohl gemacht!
So, dass wir im Trocknen hausen
Und mit stillvergnügtem Grausen
Und in wohlgeborgner Ruh
Solchem Greuel schauen zu!
(Heinrich Seidel)
4 Gedanken zu „November“
Einfach herrlich in Seidel-Worten und Mona Lisa-Bildern!
Ja, ich bin froh um die hohlen Häuser und die wohlgeborgne Ruh. :-)
Lieben Abendgruss,
Brigitte
„Hohle Häuser“ können Heimat sein, au denen heraus man die Unwetter (des Lebens) bestehen kann.
Danke auch für die lobenden Worte.
Hab einen guten Start in die neue Woche.
genau! da bin ich auch sehr dankbar – für die hohlen häuser! aber auch schwelgen kann ich sehr in den farben und stimmungen und wetterlagen des November. hier finden die sinne mal wieder futter, danke!
Wenn’s in mir nicht novembrig ist, dann kann ich November in all seinen Grau- und Farbtönen genießen.
Hab auch du einen guten Start in die neue Woche.