Roswitha Quadflieg, Bis dann
“ ‚Hattest du angenommen, ich würde mich in den verwandeln, in den mich meine Umgebung hier nur allzu gern verwandeln will? Begreif doch endlich: Alte Leute sind weder Bekloppte noch Säuglinge, die man füttern trockenlegen und mit ‚Guck mal‘ im Kinderwagen spazierenfahren kann. Ich sehe soviel, Anne, was du anscheinend nicht siehst. Deine Welt aber interessiert mich immer weniger.‘ “ Franz Maus, ehemaliger Journalist, muss ins „Haus Lebensabend“, da er an Magenkrebs erkrankt, allein stehend ist und nicht mehr allzu lange leben wird. Aus seiner Perspektive erfährt der Leser, wie Franz bis zum Schluss seine Würde und Selbstständigkeit bewahrt, wie er das Verhalten des Personals, des Pfarrers und der Angehörigen als unaufrichtig, verlogen und übergriffig erlebt, es oft sarkastisch und direkt anspricht und damit aneckt. Er hat die Worte „Tod“ und „Sterben“ schnell als Waffe erkannt, die ihm Ruhe verschaffen und mit denen er sich gegen „Chorsingen, Volkstanz, Entspannungsübungen und gemeinsamen Theaterbesuchen in Seniorenbussen zur Wehr “ setzen kann. Gleichzeitig muss er aber aufpassen, dass man ihn nicht für verrückt erklärt und Maßnahmen ergreift. Nur die junge Pflegerin Josephine mag ihn und unterstützt dessen Brieffreundschaft mit Marie, in die sich Franz verliebt hat als der junge Mann, der er vorgibt zu sein. „Das ganze Leben war ein Puzzle aus Fiktionen, Wünschen und Wirklichkeit, die Realität für jeden eine andere. Ich war verliebt in Marie,… . Das war völlig real.“ Doch gleichzeitig wird Franz wird immer schwächer und verabschiedet sich von immer mehr Lebensmöglichkeiten mit der Erkenntnis:“Wie wenig man doch eigentlich braucht, um glücklich zu sein.“
„Bis dann“ ist ein anrührender, sarkastisch, ironisch geschriebener Roman, der gleichermaßen Heiterkeit und Nachdenklichkeit bewirkt.
Roswitha Quadflieg, Bis dann, Roman, Zürich-Hamburg 1994, 185 S. ISBN 3-7160-2176-8
9 Gedanken zu „Roswitha Quadflieg, Bis dann“
mal schauen, ob ich mir den in meiner bib vorbestellen kann, den roman.
gruß von sonia
Das hört sich gut an. Ich werde mir den Titel und die Autorin merken.
Liebe Sonntagsgrüsse,
Brigitte
Auf eine Rückmeldung? – demnächst?
Euch beiden einen schönen Sonntag!
Oh, das macht neugierig, gerade auch mit (Schwieger)eltern im entsprechenden Alter…
Ich schreibe mir das auf!
Gabriela
Ganz herzlichen Dank für diesen Literaturhinweis.
Ich werde versuchen, mir das Buch auszuleihen.
Christina
in meiner bib hatten sie`s nicht. gebraucht sehr günstig bekommen. schon das erste kapitelchen liest sich zart und einfühlsam, man sieht sie richtig kommen, die beiden begleitpersonen und den alten mit der überaus wichtigen schreibmaschine in händen….
Ja, viel Vergnügen mit dem „Alten“!