Petra Hammesfahr, Betty

Petra Hammesfahr, Betty

Warum liest man einen schlecht geschriebenen Krimi mit durchgängig klischeehaft dargestellten Personen zu Ende? Ganz einfach: Schon auf den ersten Seiten erfährt der Leser, dass und wie Betty sich mit Hilfe ihres Geliebten, gleichzeitig Prokurist in der Firma, in der sie Chefin ist, sich ihres Mannes erledigt. Erweist sich das angeblich perfekte Verbrechen auch als solches? Kommen die beiden davon? Das will man als Leser wissen.
Vieles spricht dafür, weil Betty es geschickt schafft, sich den ermittelnden Kriminalbeamten Georg Wassenberg, der unübersehbar scharf auf sie ist, zunutze zu machen. Wie blind ist er, wieweit lässt er sich von ihr einwickeln? Das allein lässt einen weiterlesen. Wirklich Spaß macht es nicht, denn bis in die Formulierungen hinein, hat man das Gefühl, alles schon einmal irgendwie oder irgendwo gelesen, gehört zu haben. Versucht es Hammesfahr mit Metaphern, so liest es sich so: „Es waren kindische Rachegelüste … Und mit der Erkenntnis kühlte sich die heiße Milch im Bauch ein bißchen ab.“ Dass er vorher keine Milch getrunken hat, brauche ich wohl nicht zu sagen. Vielleicht noch, dass es draußen mal wieder sehr, sehr heiß gewesen ist, was meine grauen Zellen ein wenig träge hat werden lassen. Thomas Manns Jakobsroman geht an solchen Tagen dann eben nicht.

Petra Hammesfahr, Betty, Bergisch Gladbach 1995, 270 S., ISBN 3-404-17124-1

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