Jesper Stein, WEISSGLUT

Jesper Stein, WEISSGLUT

Axel Steen ist Vizekriminalkommissar in Nørrebro, die er wie seine Westentasche kennt, und der erfolgreichste Ermittler des Kommissariats. Seit einiger Zeit muss er unter Jens Jessen, dem neunen Mann seiner Exfrau arbeiten.

Die Konflikte sind also vorprogrammiert. Aber nicht nur deswegen. Steen, der sich selbst als „Haschischwrack“, „gewalttätigen Psychopathen“ und von „ständiger Todesangst verfolgten Workoholic“ bezeichnet, ermittelt immer wieder an der Grenze der Legalität oder auch darüber hinaus, wenn er es für richtig hält, gepuscht von seinem scheinbar untrüglichen Instinkt, der ihn wie einen Bluthund an dem Fall dranbleiben lässt. Seine Kollegen bekommen sein „Temperament“, immer wieder zu spüren, müssen seine direkte, oft grobe Art und Sprache aushalten.

„Dass es ihn bisher nicht den Job gekostet hatte, war seiner Aufklärungsquote zu verdanken. Er wusste, er arbeitete auf Kredit, und er wusste, dass er dem Zahltag sehr nahe kam.“

Erinnerungen an Horst Schimanski werden wach. Auch das Privatleben der beiden ist ähnlich chaotisch, nur hat Steen eine Tochter, Emma, an der er sehr hängt und die er nur sehr selten sieht, weil seine Exfrau in Haag arbeitet.

Man mag solche Typen oder man mag sie nicht.

Die spannungsreiche Handlung beginnt mit einem Prolog, in dem der unaufgekärte Mord an Marie Schmidt im Jahr 2004 zur Sprache kommt, der Steen seitdem „im Magen liegt“, den er unbedingt aufklären will.

Ein vier Wochen zurückliegender Vergewaltigungsfall, stellt offensichtlich eine Verbindung zu dem Mord her. Steens Ermittlerinstinkt erwacht und er arbeitet wie ein Berserker. Immer mehr unaufgekärte Vergewaltigungsfälle lassen irgendwann nur noch einen Schluss zu, dass es ein Serientäter sein muss. Aber, ob der auch den Mord zu verantworten hat? Die Ermittlungsmaschinerie arbeitet auf Hochtouren und ist plötzlich mit ihrer eigenen Achillesferse konfrontiert.

Zahlreiche Nebenhandlungen halten bzw. erhöhen als eine Art retardierendes Moment die Spannung dieses Krimis, in dem auch die Vergewaltigungsopfer und die Folgen für ihr weiteres Leben zur Sprache kommen.

Ein spannender Krimi, der menschliche Abründe auftut, und die Frage, ob solche Täter (noch) Menschen sind, zwar stellt, aber nicht beantwortet.

Jesper Stein, WEISSGLUT. Ein Fall für Kommissar Steen, Kiepenheuer&Witsch Verlag, Köln 2015, 411 S., ISBN 978-3-462-04696-0

Ein Gedanke zu „Jesper Stein, WEISSGLUT

  1. Haschischwrack
    Noch nie gehörtes Wort.
    Ob solche üblen Täter noch Menschen sind, das fragt man sich derzeit auch und immer. Um Urvertrauen und Liebe geprellte Leute jedenfalls sind es…

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