Val McDermid, Das Lied der Sirenen

Val McDermid, Das Lied der Sirenen

Wer die Sirenen in Homers Odysseus kennt, weiß, dass sie nichts Gutes bringen.

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In Carol Jordans erstem Fall, bei dem auch der Profiler Tony Hill – gegen enormen Widerstand der beteiligten Polizisten, die sich in ihrer Ermittlerehre verletzt fühlen – hinzugezogen wird, geht es um einen Serienmörder, der alle acht Wochen montags einen Mann in Gebieten ablegt, die von Schwulen stark frequentiert sind. Die Getöteten sind vorher bestialisch gefoltert worden. Fundort ist aber nie der Tatort.

Die Ermittlungen gestalten sich außerordentlich schwierig, da der Täter sehr zielgerichtet vorgeht und keine Spuren hinterlässt, die Rückschlüsse auf ihn zulassen bzw. bewusst falsche legt, die zu Irritationen und wildem Ermittlungsaufwand führen.

Welchen Spaß der Täter daran hat, weiß der Leser, der der Polizei durch dessen zahlreiche Informationen über seine Opfer immer einige Schritte voraus ist, aber über die Identität des Täters genauso im Dunklen tappt wie die Ermittler. Durch das immer differenziertere Profil des Täters, das Tony Hills nach und nach erstellt, kann Brandon die Ermittlungen konzentrieren. Alle hoffen auf einen Durchbruch, als eine weitere Leiche gefunden wird und ein vermeintlicher, inhaftierter Täter, von dem Tony aber sofort weiß, dass er nicht der Gesuchte sein kann, in der Haftanstalt Selbstmord begeht.

Der Täter dreht durch und handelt abweichend von seinem bisherigen Muster. Mit fatalen Folgen.

Ein spannender Kriminalroman, für den die Autorin mit dem Gold Dagger der britischen Crime Writer’s Association ausgezeichnet wurde. Ein Krimi, der auch die menschlichen Dimensionen sowohl der Ermittler untereinander und als auch die des Täters beschreibt, die Eitelkeiten und das Karrieredenken einer ehrgeizigen Journalistin, deren Auswirkungen auf den Fall beleuchtet und die psychischen Probleme des Profilers nicht unerwähnt lässt. Ein auch durch die verschiedenen Handlungsebenen differenzierter Kriminalroman, die im Sinne eines retardierenden Moments immer an den spannendsten Stellen aufhören.

Ein Krimi nichts für schwache Nerven, denn die Foltermethoden sind grausamst, man mag an den Stellen kaum weiterlesen bzw. ist darauf aus, entstehende Bilder sofort zu verdrängen, damit sie erst gar nicht abgespeichert werden.

Val McDermid, Das Lied der Sirenen, Thriller, a.d. Engl.v. Manes H. Grünwald, 479 S., ISBN 978-3-426-50247-1

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