Susen und Karsten Stanberger, Die Grasbeißerbande

Susen und Karsten Stanberger, Die Grasbeißerbande

Dass das Thema „Tod“ für mich kein Tabuthema ist, wird jedem auffallen, der hier regelmäßig vorbeischaut. Warum das so ist, weiß ich nicht genau. Doch ich hatte in der Hinsicht noch nie „Berührungsängste“.

Irgendwie gehören Abschiednehmen und der Tod für mich zum Leben dazu. Das macht das Abschiednehmen und die Konfrontation mit dem Tod, vor allem von nahen Angehörigen, nicht unbedingt leichter. Denn die Trauer kann einem keiner abnehmen.

Doch in der Trauer begleitet zu werden, das kann tröstlich sein für die, die zurückbleiben müssen. Vielleicht lernt man auch, diese Ereignisse als Herausforderung für das eigene Leben anzusehen, und die Kostbarkeit der noch verbleibenden Zeit wertzuschätzen.

Die Ankündigung der „Grasbeißerbande“ mit dem Untertitel, „Das Sterben wieder ins Leben zu holen“ hat mich sofort angesprochen.

Die Faszination und Begeisterung für dieses außergewöhnliche, liebevoll mit drei (!) verschiedenfarbigen, zum Layout passenden Lesebändchen ausgestattete Buch ist nicht geringer, sondern eher noch größer geworden.

Es besteht aus einer Sammlung von Sätzen, Fragen, Statements von lebensverkürzt erkrankten Kindern, die mit Bildern von Kindergartenkindern aus Südafrika illustriert sind, die ihre Vorstellungen vom Tod malen sollten.

Initialzündung für dieses Buch war die Frage des achtjährigen Max, mit Leukämie im Endstadium:

„Warum soll ich mir die Zähne putzen, wenn ich sowieso ins Gras beiße?“

Tja, was darauf antworten? Und wie steht es mit der Frage:

„Wer sagt dem Tod, wo ich wohne?“ Philipp, 5 Jahre alt

Die Autoren bringen im Vorwort das Entstehen des Buches und ihr Anliegen gut nachvollziehbar zum Ausdruck: die Bewusstmachung unserer Endlichkeit.

„Wir Menschen sind keine Joghurtbecher. An keiner Stelle ist ein Mindesthaltbarkeitsdatum aufgedruckt. Wir alle müssen sterben und keiner weiß wann. Warum fällt es uns so schwer, uns das immer wieder bewusst zu machen?“

Man hat als Leser im Anschluss an die Sätze der betroffenen Kinder in dem Kapitel „Zeit für Inspiration!“ die Möglichkeit, sich anhand entsprechender Kinderzeichnungen, über seine Dankbarkeit dem Leben gegenüber Gedanken zu machen, und auch der Frage nachzugehen, wofür es sich zu leben lohnt.

Die Eltern der kranken Kinder konnten diesen Fragen und denen ihrer Kinder – auch nach dem Sinn des Todes, ihren Vorstellungen über ihn, nach dem Umgang miteinander vor der Krankheit – nicht mehr ausweichen:

„Wo wohnt der Tod?“ Julia, 5 Jahre alt
„Weißt du, was ich glaube? Der Tod ist so etwas wie eine Hebamme. Nur eben am Schluss.“ Nadia, 12 Jahre

„Seit ich krank bin, reden meine Eltern wieder miteinander. War das der Sinn von allem?“ Lina, 14 Jahre

„Jetzt, wo ich sowenig davon habe. Jetzt sage ich oft, ich habe keine Zeit. Dann wird er sauer. Warum musste ich erst so krank werden, damit mein Papa mal Zeit für mich hat?“ Marie, 11 Jahre alt.

Mit dem Kauf des Buches wird der Kindergarten in Südafrika unterstützt sowie verschiedene Projekte in der Kinderhospizarbeit, die sich immer noch bis zu einem Drittel aus Spenden finanzieren müssen. Die Projekte werden im Anhang näher erläutert.

Es ist ein sinnvolles, notwendiges, ein schön gestaltetes Buch, das mich betroffen, nachdenklich gemacht hat, aber auch oftmals lauthals hat lachen lassen. Ja, das geht. Ein Buch, das – je nach Situation eingesetzt – schon im Kindergarten und der Grundschule vorhanden sein sollte. Ich wünsche diesem Buch viele Leser aller Altersklassen, die bereit sind, sich mit dem LEBEN, ihrem Leben, auseinanderzusetzen, angesichts unserer Endlichkeit.

Susen und Karsten Stanberger, Die Grasbeißerbande. Das Sterben wieder ins Leben holen, SCEN Zeitwertverlag, Recklinghausen 2016, ISBN 978-3-00-055189-5

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