Chris Paul, Ich lebe mit meiner Trauer/ Wir leben mit deiner Trauer

Chris Paul, Ich lebe mit meiner Trauer/ Wir leben mit deiner Trauer

Mit „Ich lebe mit meiner Trauer“ ist Chris Paul ein gut lesbares und verständliches Sachbuch über den oft jahrelangen Trauerprozess gelungen, das sehr hilfreich sein kann, wenn der Prozess gerade erst begonnen hat, aber auch dann noch, wenn man bereits schon länger auf dem Weg ist.

Mit ihrem „Kaleidoskop des Trauerns“ gibt sie dem Leser Begriffe für die einzelnen Facetten des Trauerns an die Hand und damit eine „Struktur zur Orientierung“ in dem Chaos und der Unübersichtlichkeit. Diese kann Hilfe und Anleitung sein zu begreifen, was mit einem passiert.

Es sind die folgenden sechs Facetten: Überleben, Wirklichkeit, Gefühle, Sich Anpassen, Verbunden bleiben und Einordnen, denen sie jeweils eine Farbe zugeordnet hat, die dann auch als Farben in den folgenden Kapiteln, Überschriften etc. wiederzufinden sind.

Diese „sechs Facetten des Trauerprozesses sind von Anfang an alle zugleich präsent. Sie formen ein Kaleidoskop verschiedener Elemente und Farben, die sich immer neu mischen. Anders als in einem Programm, das Sie von Schritt Eins bis Schritt Sechs nacheinander abarbeiten sollen, beschäftigen Sie sich meistens mit mehreren Facetten gleichzeitig.“

Direkt in der Einleitung macht die Autorin auf die Besonderheiten des Trauerweges aufmerksam, der nicht geradeaus auf ein bestimmtes Ziel zulaufe, den man in einer bestimmten Zeit hinter sich bringen könne. Sie ermuntert und ermutig vielmehr, seinen Weg individuell im eigenen Tempo zu beschreiten:„Jeder Trauerweg ist individuell, verschieden von anderen Trauerwegen und doch unterwegs auf denselben Themenfeldern.“

Sie beginnt mit den ersten Stunden nach dem Tod eines Menschen, geht dann auf die ersten Wochen mit ihren Anforderungen ein, und dann auf den „Trauermarathon“ des ersten Jahres. Es folgt das Kapitel „Todestage“, bevor sie sich dann mit den weiteren Trauerjahren befasst. Die jeweiligen Kapitel sind nach den sechs Facetten mit ihren spezifischen Besonderheiten und Anforderungen strukturiert, die zunächst mit ihren besonderen Anforderungen beschrieben werden.

Durchgängig bietet sie Übungsmöglichkeiten, Anregungen an, die hilfreich für den Trauerprozess sein können, weist auf Tritt- und auf Stolpersteine hin, die den Weg erleichtern, aber auch behindern können. Besonders wichtig sind ihr die Verweise auf notwendige „Stabile Personen„, auf „praktische UnterstützerInnen“ und Personen mit „mitmenschliche Normalität„. Sie haben jeweils andere unterstützende und hilfreiche Positionen inne, übernehmen also auch unterschiedliche Aufgaben. Diese Möglichkeiten der Begleitung sind Thema in Chris Pauls zweitem Buch „Wir leben mit deiner Trauer“, in dem auch das Kaleidoskop des Trauerns strukturierend eingesetzt wird, nur eben für die einen Trauernden begleitenden Menschen.

Die Kapitel beider Sachbücher werden meist abgeschlossen mit einer „Geschichte“, die Chris Paul entweder aus ihrer eigenen Trauererfahrungen erzählt oder die ihr Menschen zur Verfügung gestellt haben, mit denen sie als Trauerbegleiterin Kontakt hatte.

Beide Bücher helfen zu begreifen, was anfangs für viele nicht zu begreifen ist: der (plötzliche) Tod eines Menschen mit den Auswirkungen auf das eigene Leben, der in manchen Menschen die Frage aufkommen lässt: „was ist mit dem eigenen Ich passiert? Ist es mit dem geliebten Menschen gestorben?“ Das Erleben des eigenen „‚Anderssein‘ schafft Zweifel an der eigenen Identität und am Selbstwert.“

Dem Band „Ich lebe mit meiner Trauer“ ist das „Kaleidoskop des Trauerns“ als Lesezeichen beigefügt, so hat man es stets vor Augen, weil es einen beim Lesen und Begreifen begleitet. Es sind zwei lesenswerte, brauchbare Bücher für Menschen entstanden, die entweder selbst trauern und sich dabei um Klarheit, ums Begreifen, um Verständnis für sich selbst bemühen und natürlich auch für die sie begleitenden Menschen. Vielleicht kann das vermittelte Wissen auch zu auch mehr Verständnis, Gelassenheit und Geduld auf dem langen Weg der Trauer beitragen. Das wäre zu wünschen.

Chris Paul, Ich lebe mit meiner Trauer, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2017, 236 S., ISBN 978-3-579-07308-8

Chris Paul, Wir leben mit deiner Trauer, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2017, 232 S., ISBN 978-3-579-07309-5

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