Haruki Murakami, Die Ermordung des Commendatore II

Haruki Murakami, Die Ermordung des Commendatore II

Der 2. Band der „Ermordung des Commendatore I“ mit dem Untertitel „Eine Metapher wandelt sich“ liegt nun vor:

Murakamis Held ist auch im zweiten Band der eher farblose Maler, der von seiner Ehefrau getrennt im Haus des berühmten Malers Tomohiko Amadas lebt, der mittlerweile sehr alt in einer Residenz auf seinen Tod wartet.

Obwohl er sich lange geweigert hat, Portraits zu malen, hat er diesen Vorsatz im ersten Band nicht aufrechterhalten. Denn er hat Wataru Menshiki gemalt, der ihn auch gebeten hat, Marie Akikawa zu malen, deren Vater er zu sein glaubt. Regelmäßig kommt die verschlossene ziemlich schweigsame Marie mit ihrer Tante zu ihm, um für das Portrait zu sitzen. Ihm gegenüber kann sie sich öffnen, sie kommen allmählich ins Gespräch. Es wird klar, dass Marie über eine ähnlich außergewöhnliche Wahrnehmung wie der Maler verfügt. Sie erinnert ihn zudem an seine früh verstorbene Schwester.

Auch in diesem Band vermischen sich wieder die reale Welt mit einer irreal schimmernden, dunklen, bedrohlichen Welt, die voneinander getrennt sind und dennoch miteinander zu tun haben. Maire verschwindet eines Tages, sie kommt von der Schule nicht nach Hause. Der Maler bekommt die Möglichkeit, sie zu retten, muss dafür aber in die Unterwelt hinab, in der Zeit und Begrifflichkeit keine bzw. eine andere Rolle spielen. Ihm begegnen Figuren aus dem Bild Tomohiko Amadas, die ihn unterstützen, seinen Weg in die reale Welt zu finden, in die er wie durch einen sehr engen Geburtskanal zurückkehrt: in die verschlossene Grube, die er mit Menshiki entdeckt, geöffnet und damit die ungewöhnlichen Ereignisse erst ermöglicht hat.

Die im ersten Band bereits angesprochene Fortsetzung seiner Ehe wird in diesem Band möglich. So unspektakulär sie gewesen ist –
die Gründe sind offensichtlich nicht kommuniziert worden – so unspektakulär führen sie dann auch ihre Ehe weiter, mittlerweile mit Kind, dessen Zeugung eine nahezu eigenständige Geschichte so ganz im Stile Murakamis ist.

Der zweite Roman ist ähnlich unterhaltsam wie der erste, weist allerdings Längen auf, etwa durch Wiederholungen. So beginnt ein neues Kapitel mehrfach mit der Wiederholung der letzten Sätze des vorhergehenden Kapitels. Aber auch inhaltliche Wiederholungen und lange Beschreibungen von Stimmungen machen diese Längen aus. Murakami ist halt Geschichtenerzähler. Das muss man mögen und dann wird man wundersam von ihm und seinen Romanen unterhalten, kann an seinen Reflexionen über Kunst im allgemeinen und der Malerei im besonderen teilhaben.

Haruki Murakami, Die Ermordung des Commendatore II, eine Metapher wandelt sich, übersetzt v. Ursula Gräfe, DuMont Buchverlag, Köln 2018, 491 S., ISBN 978-3-8321-9892-3

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