Heike Blümner/Laura Ewert, Schluss jetzt

Heike Blümner/Laura Ewert, Schluss jetzt

„Schluss jetzt“ ist ein Buch „für alle, die sich besser trennen sollten“.

Damit sind all diejenigen gemeint, die sich länger und intensiver mit der Frage beschäftigen:“Gehen oder bleiben?“ als mit der Planung ihres nächsten Urlaubs.

Doch so einfach, wie sich das auf dem Cover liest, ist die Entscheidung dann doch nicht getroffen, von den meisten jedenfalls. Die beiden Autorinnen, Heike Blümner und Laura Ewert, beleuchten in diesem Buch die verschiedenen Aspekte, die es Trennungswilligen letztendlich so schwer machen, sich aus einer Beziehung oder Ehe zu lösen.

Da ist zum einen das Idealbild der „heiligen Familie“, der häufige mit einer Trennung verbundene finanzielle und für viele, vor allem für alleinerziehende Frauen, auch soziale Abstieg, Schuldgefühle und Gefühle des Scheiterns, die Angst vor Einsamkeit etc., die viele in Beziehungen verharren lassen, die sich längst nicht mehr lebendig anfühlen und von Liebe geprägt sind.

Das sind aber nicht nur Gründe einzelner, die Angst haben, ihre Komfortzone zu verlassen, auch wenn diese nicht mehr wirklich komfortabel ist. Immer noch gibt es Frauen, die sich aufgrund mangelnden Selbstvertrauens oder Schuldgefühlen nicht aus toxischen Beziehungen lösen können oder wollen, weil sie sich allein für die Harmonie verantwortlich fühlen.

Blümner und Ewert zeigen aber auch auf, dass Trennungen durchaus auch gesellschaftspolitische Aspekte aufweisen, die sie erschweren:
Wohnungsnot, fehlende Kitaplätze, die steuerliche Benachteiligung Alleinerziehender, das immer noch „schlechte Image“ alleinlebender Singles, vor allem allein lebender, geschiedener Frauen. Aber auch die meist negative Bewertung von Trennungen als Katastrophe schlechthin, statt sie als Möglichkeit und Chance eines Neuanfangs zu verstehen:

„Was jede Trennung, nicht nur die aus toxischen Beziehungen, so verdammt schwer macht, ist die Frage: Was will ich eigentlich selbst – … Die Besinnung auf sich selbst, nicht im Sinne von Egoismus, sondern von Authentizität, und den Mut, danach zu handeln, Ruhe zu finden im Chaos, darum geht es im Kern einer halbwegs anständigen Trennung. Und anstrengenderweise auch im restlichen Leben. … Dinge mal anders angehen. Keine Flasche Wein öffnen. Nicht ins Kino gehen. Es braucht Abstand zu dem Menschen, der so lange mit vorgeben wollte, wer man ist. Abstand zum Freundeskreis und der Kakofonie an Meinungen. Wieder die eigene Stimme finden, die lange Zeit still war.“

Das Buch kann als Einladung gelesen werden, sich darüber Gedanken zu machen, weshalb man noch in einer Beziehung ist, in der an sich nicht mehr wohlfühlt. Es hilft vielleicht zu erkennen, was man nicht sehen, nicht wahrhaben will. Aber ebensogut kann es als eine Art Vorbereitung für eine Beziehung genutzt werden, wenn man sich nämlich anhand der zahlreichen Paar-Beispiele fragt, aus welchen Gründen man ganz konkret mit jemandem zusammenleben, -ziehen will, wie man sich die Aufteilung der Hausarbeit, der Kinderbetreuung vorstellt, wenn man denn Kinder haben möchte. Welche Vorstellungen hat man, hinsichtlich der (gemeinsamen) Finanzen? Vor allem Frauen werden darauf hingewiesen, welche Konsequenzen das geltende Scheidungsrecht für sie hat, wenn sie der Kinder wegen zu Hause geblieben ist.

Das Buch ist weitgehend humorvoll, zum Teil sehr flapsig geschrieben. Dennoch wird es dem Ernst des Themas gerecht, nimmt ihm aber die Schwere und ist daher gut lesbar.

Heike Blümner, Laura Ewert, Schluss jetzt, Von der Freiheit sich zu trennen, hanserblau, München 2019. 223 S., ISBN 978-3-446-26197-6

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