Michael Pollan, Verändere dein Bewusstsein

Michael Pollan, Verändere dein Bewusstsein

Michael Pollan beschreibt in diesem Band mit dem Untertitel „Was uns die neue Psychedelik-Forschung über Sucht, Depression, Todesfurcht und Transzendenz lehrt“ akribisch die historische Forschungsentwicklung und die wissenschaftliche und politische Handhabung von LSD und Psilocybin in den USA, die als Reaktion auf die weite Verbreitung in der Gegenkultur der der 68 Jahre verboten wurden.

Das heimliche Forschen und die praktischen Anwendungen z.B. in der Behandlung von psychisch Kranken, Süchtigen, und Krebskranken hat aber nie wirklich aufgehört. Denn die Ergebnisse waren in der Regel sowohl für die Forscher als auch für die Probanden erstaunlich. Die (zumindest vorübergehenden) Verbesserungen waren erheblich besser, intensiver und länger anhaltend als bisherige traditionelle Behandlungen. Sie dürften eigentlich nicht ignoriert werden. Was genau spricht dagegen, wenn etwa (Krebs-)Kranke unter dem Einfluss von verabreichten Psychedelika ihre Angst vorm Sterben verlieren und gelassener die ihnen noch verbleibende Zeit leben können?

Das Problem dieser Forschung besteht allerdings in den Maßstäben und Kriterien für die Überprüfbarkeit der Wirkung dieser Mittel und damit für deren klinische Verabreichung. Denn im Laufe der Anwendungen sind sich alle mehr oder weniger einig, dass „Set und Setting“ – also die Umgebung, die Begleitung durch die Anwender, die Vorbereitung der Probanden auf die Sitzung, die eingesetzte Musik etc. entscheidend für den (positiven) Verlauf und die Wirkung der psychedelischen Sitzungen sind. Genau das wird aber auch in der Argumentation derjenigen angeführt, die sich gegen generell die Anwendung von Psychodelika im medizinischen Bereich aussprechen.

Im Verlauf seiner Recherchen zu diesem Thema verändert Michael Pollan sich von einem sehr skeptischen, distanzierten Autor zu jemandem, der das, was er da hört, selbst erfahren will. Er nimmt unterschiedliche Drogen in unterschiedlichen Settings und erlebt selbst die bewusstseinserweiternden Wirkungen der Psychodelika und vergleicht sie mit den vorher gehörten Ergebnissen. Auch für ihn als Skeptiker verändert sich die Sicht auf die Welt, sein Platz in dieser:

„Eines der Geschenke von Psychodelika ist die Art, wie sie die Welt neu beleben, als würden sie die Segnungen des Bewusstseins weiter und gleichmäßiger über die Landschaft verteilen und dabei das menschliche Monopol auf Subjektivität brechen, das wir heutzutage als selbstverständlich betrachten. … Das psychedelische Bewusstsein hebt diese Perspektive auf, indem es uns einen umfassenderen Blick ermöglicht, mit dem wir die Subjekthaftigkeit – den Geist! – von allen sehen können.“

Ergänzt werden seine Ausführungen durch einen ausführlichen Anhang mit einem Glossar, Anmerkungen, einer Bibliografie und einem Sach- und Personenregister. Eine komprimierte, interessante Abhandlung zum Thema, gewürzt mit persönlichen Anmerkungen zum Aussehen der Personen, die Michael Pollan während seiner Recherchen getroffen hat. Da sie sehr persönlich, teilweise abwertend daherkommen und zur Sache nichts beitragen, hätte ich mir gewünscht, ein Lektor hätte sie einfach weggestrichen.

Michael Pollan, Verändere dein Bewusstsein. Was uns die Psychedelik-Forschung über Sucht, Depression, Todesfurcht und Transzendenz lehrt, Antje Kunstmann Verlag, München 2019, 495 S., ISBN 978-3-95614-288-8

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert