zu viel Sommer?

zu viel Sommer?

Mir ist, als hätte ich viel zu viel Sommer gehabt und zu viel Sonne. Alles in mir wartet darauf, daß die Bäume alles abtun und daß hinter ihnen die Ferne sichtbar wird mit ihren leeren Feldern und mit den langen Wegen in den Winter hinein. (Rainer Maria Rilke) Ich persönlich hoffe, dass das mit dem Winter noch ein wenig dauert.

Hans-Ulrich Treichel, Tagesanbruch

Hans-Ulrich Treichel, Tagesanbruch

Es ist eine kurze Erzählung, leise, sehr einfühlsam und berührend. Eine Mutter sitzt auf dem Bett ihres Sohnes, den sie auf ihren Schoß gebettet hat. Er ist gerade gestorben. Noch ist es mitten in der Nacht. Bis zur Morgendämmerung will sie mit der Benachrichtigung des Arztes warten, der dann die notwendigen Schritte einleiten soll. „Wenn der Tag begann, begannen die Sorgen.“ Ein Satz, der sich wie ein Motiv durch die Erzählung zieht. Doch jetzt genießt sie noch die Zweisamkeit mit…

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Louise de Vilmorin, Der Brief im Taxi

Louise de Vilmorin, Der Brief im Taxi

„Herz bedeutet Drama.“ Dramatisch klingender Romanauftakt einer amüsanten Geschichte um einen im Taxi liegengelassenen, geheimnisvollen Brief, der auf keinen Fall in falsche Hände geraten darf. Cécile Dalfort hat ihn geschrieben und auf der Fahrt mit dem Taxi zum Bahnhof, zu dem sie die Geliebte des Bruders begleitet, ist ihr der Brief unbemerkt aus der Tasche gerutscht. Cécile ist eine begabte, lustige, schöne, belesene und vor allem ziemlich unkonventionelle Frau, die oft kein Blatt vor den Mund nimmt. Sie liebt ihre…

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Moderne Form der Entschleunigung

Moderne Form der Entschleunigung

Puh, gestern und vorgestern 50 km auf der Autobahn (A43/A40) mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h gefahren. Soll das bis 2019 so gehen, dem voraussichtlichen Ende des Autobahnumbaus? „Belohnt“ wird man mit dem Schild: Wir danken für ihr Verständnis. Empfinde das Schild als wenig hilfreich. Heute im Radio gehört: Im Stau stehen sei eine moderne Form der Entschleunigung! Also: Auf in den nächsten Stau zur Entschleunigung! Hoffentlich denke ich beim nächsten Stau noch daran ;)

André Heller, Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein

André Heller, Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein

„Zuerst starb der Papst.“ So beginnt André Hellers Erzählung mit autobiografischen Zügen. Mitteilenswert für ein Kind? Ja, wenn es in Attweg, einem von Jesuiten geleiteten Internat, aufwachsen muss, dann schon. Bereits die ersten Zeilen machen deutlich, welch eigen-sinnigen Blick der Ich-Erzähler auf die Geschehnisse um ihn herum hat: „Einige Mitschüler waren klug genug zu weinen. Sie erhielten nach der Trauerveranstaltung von der Schwester Immaculata als Anerkennung ein Stollwerck-Bonbon.“ Er merkt daher auch sehr schnell, dass Geschehnisse, Anweisungen etc. nicht unbedingt…

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Sebastian Rether, Foc/ Feuer

Sebastian Rether, Foc/ Feuer

Eine Graphic Novel über den 2. Weltkrieg! Geht das überhaupt? Ja, es geht und zwar beeindruckend gut, wenn man sich Foc/ Feuer von Sebastian Rether anschaut, denn zu lesen gibt es nur wenig. Mit schwarz-weißen, skizzenhaft anmutenden Strichen setzt der Autor die privaten Kriegserinnerungen seines Großvaters in Bilder um. Der zieht zunächst als Angehöriger der rumänischen Armee in den Krieg, kämpft dann als Soldat in einer deutschen Einheit und wird durch ganz Europa geschickt, um nach dem Kriegsende wieder in…

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Pierre Jarawan, AM ENDE BLEIBEN DIE ZEDERN

Pierre Jarawan, AM ENDE BLEIBEN DIE ZEDERN

„Wer glaubt, er habe den Libanon verstanden, dem hat man ihn nicht richtig erklärt.“ Libanesisches Sprichwort Den Libanon nach der Lektüre dieses Romans zu kennen, wäre eine vermessene Behauptung. Der Leser erhält allerdings tiefen Einblick in das Leben Samirs, des Ich-Erzählers, der mit seinen Eltern und seiner Schwester in Deutschland lebt, in einer Siedlung, in der viele Menschen mit Migrationshintergrund leben. „Das hier hätte die abseitige Straße eines Viertels in Zahlé sein können, Vaters Heimatstadt an den Ausläufern des Libanon-Gebirges….

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Benedict Wells, Vom Ende der Einsamkeit

Benedict Wells, Vom Ende der Einsamkeit

Jules, ein selbstbewusstes, quirliges, mutiges Kind muss mit seinen beiden Geschwistern Marty und Liz ins Internat, da die Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind und ihre Tante nicht für alle drei Kinder sorgen kann. Im Internat wird auf die Situation der drei überhaupt keine Rücksicht genommen, weder von der Leitung, die Jules von seinem älteren Bruder und der Schwester getrennt unterbringt, so dass er kaum die Möglichkeit hat, mit ihnen in Kontakt zu kommen, noch von Seiten der…

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