Spaziergang im Herbststurm

Spaziergang im Herbststurm

Wetter wie im April

stürmisch, Sonnenschein, dunkle heranziehende Wetterfronten, mal wärmer mal kälter
und doch anders:

die Tage werden nicht wie im April immer länger, heller, sondern rapide kürzer, dunkler, grauer – doch darüber täuscht an sonnigen Tagen das bunte Herbstlaub an den Bäumen hinweg, das auf dem Boden schon als raschelnder Teppich dazu einlädt, mit den Füßen durchkämmt zu werden. Hier und da noch blühende Geranien, ein paar Rosen, farblich zurückhaltender blühende Herbstblumen, das Grün der ausgesäten Wintergerste.

Kinder, die sich strahlend, tanzend,dem Wind entgegenstellen, sich von ihm treiben lassen, Kastanien und Eicheln suchend, bunte Mützen, auf dem Kopf, Gummistiefel an den Füßen. Für sie beginnt eine verheißungsvolle Zeit: Martinsumzüge, Advent, Nikolaus und Weihnachten als Lichterfeste.

Und dann sind da die Erwachsenen – meist dunkel gekleidet, den Regenschirm als Waffe in der Hand, den Kopf wie Schildkröten in den Kragen gesteckt hoffend, dass sie noch vor dem nächsten Regenschauer ihre Auto, ihre Wohnung erreichen. Oder die aktiven Walker, Jogger was weiß ich, die jedem Wetter -der Gesundheit wegen- trotzen, die nur ihre Kilometer, verbrannten Kalorien, ihren Puls im Blick haben, die wunderbare Landschaft um sie herum aber nicht wahrnehmen.
Vielleicht muss man werden wie Kinder, die Jahreszeiten riechen, schmecken, sehen, fühlen und ertasten, die immer noch Neues entdecken können, auch wenn sie diesen Weg schon mehrfach gegangen sind – oder sich von ihrer Freude anstecken, mitreißen lassen. Dann kann die dunkle Jahreszeit getrost kommen.

4 Gedanken zu „Spaziergang im Herbststurm

  1. Ich finde den Text wirklich schön. Passend zum Wetter, zur Jahreszeit. Obwohl du den Kinder-Erwachsenen-Kontrast noch ein wenig mehr betonen hättest können. Aber wie gesagt, die Schreibe ist wunderschön!

  2. Hm, Du selbst bist den Erwachsenen aber auch näher als den Kindern, was? Oder wo ist bei Dir das schmecken? Das riechen? Der Teppich des Herbstes hat einen unwiderstehlichen Geruch, einen Duft nach frische und Vergänglichkeit zugleich. Und wenn ich so mit meinem Hund durch den Wald streife, dann höre ich ihn durchs Laub rascheln, schnuppern, hörte bis vor kurzem die Eicheln von den Bäumen fallen. Jetzt liegt ja nahezu alles unten, aber wenn ich an meinem Fenster stehe, dann jagen die Blätter über das Pflaster und klingen wie leise Percussionsinstrumente – oder eben umgekehrt <lächel> Und die Herbstfeuer! Ich könnte stundenlangschnuppern wie mein Hund! Und hast Du den Teppich auch schon berührt? Verdammt nasse Angelegenheit!

  3. Beim Spazierengehen berühre ich den Teppich eher nicht, wohl aber bei der Gartenarbeit. Die verrichte ich – wann immer möglich – ohne Handschuhe, um zu fühlen.

    Aber du hast Recht – auf mein Riechorgan habe ich nicht so geachtet, warum auch immer. Aber das finde ich noch heraus!

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