Juli Zeh, Schilf

Juli Zeh, Schilf

Wer den Prolog des Romans „Schilf“ – abgedruckt auf dem Klappentext – gelesen hat, weiß bereits, worum es geht:
„Wir haben nicht alles gehört, dafür das meiste gesehen, denn immer war einer von uns dabei.
Ein Komissar, der tödliches Kopfweh hat, eine pysikalische Theorie liebt und nicht an den Zufall glaubt, löst seinen letzten Fall. Ein Kind wird entführt und weiß nichts davon. Ein Arzt tut, was er nicht soll. Ein Mann stirbt, zwei Physiker streiten, ein Polizeiobermeister ist verliebt. Am Ende scheint alles anders, als der Komissar gedacht hat – und doch genau so. Die Ideen des Menschen sind die Partitur, sein Leben ist eine schräge Musik.
So ist es, denken wir, in etwa gewesen.“
Der Roman , eine Mischung aus Kriminalroman, der Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Physikern und der Ehe einer der beiden, hat mir gleichzeitig gefallen und nicht gefallen.
Die Handlung ist außerordentlich komplex, z.T. verwirrend konstruiert, manchmal kaum nachvollziehbar. Ganze Passagen erwecken den Eindruck, als säße man in einem philosophischen Grundkus, in dem über Zeit und Raum referiert wird. Das Ende ist nicht wirklich verständlich und nachvollziehbar. Die sprachliche Gestaltung des Romans ist schon bemerkenswert, wirkt aber ebenfalls manchmal konstruiert: Etwa wenn über den Protagonisten Sebatian zu lesen ist: „Für eine haltlose halbe Stunde stürzt er sich ins Konjunktivische einer alternativen Vergangenheit.“ Was das ist, erfährt der sprachlich oder eher germanistisch nicht so bewanderte Leser dann durch die folgenden Sätze: „Wäre er nicht so versessen auf ein paar Wochen ungestörter Arbeit gewesen. Hätte er sich nicht in nutzlosen Theorien verrannt.“ Über Komissar Schilf liest man, dass er in seiner Kindheit mit Schmetterlingen „erkenntnistheoretische Diskurse“ geführt hat. Die Personen in ihrer Gesamtheit sind derart ungewöhnlich, dass sie mit lebenden Personen wenig gemeinsam haben, kurz auch die Personenkonstellation wirkt realitätsfern, konstruiert.
Und dennoch habe ich den Roman zu Ende gelesen. Er ist eine Herausforderung, der ich nicht immer gewachsen zu sein schien, denn- ehrlich – ich habe nicht immer alles nachvollziehen können, z.B. wenn es um physikalische Zeitphänomene geht.

Juli Zeh, Schilf, Roman, Frankfurt/M 2007, 384 S., ISBN 978-3-89561-431-6

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