Nachbarn – eine Mischpoke für sich

Nachbarn – eine Mischpoke für sich

Das Wort Nachbar setzt sich laut wikipedia zusammen aus „nahe“ und „Bauer“. Passt für meine Nachbarn wie „Faust auf’s Auge“, denn Speckhorn ist ein sehr bäuerlich und dörflich geprägter Stadtteil Recklinghausens mit Bauernhöfen, Reitanlagen und Grundstücken, die man früher als Anwesen bezeichnet hätte, bewohnt auch von Personen der Öffentlichkeit, die es vorziehen, abgeschieden zu leben und nicht dort, wo „man“ wohnt.
Entsprechend konservativ geprägt ist dieser Ortsteil und bei den Einheimischen hat man als Zugezogene kaum Chancen dazuzugehören, was nicht heißt, dass mann nicht im Blickpunkt steht und beäugt wird, was aber immer noch nicht heißen muss, dass man auch gegrüßt oder zurückgegrüßt wird. Die Gründe dafür sind sicher vielfältig.

Von den nicht ganz so zurückgezogenen Nachbarn ist das komplette Repertoire vertreten. Da gibt es den „Nagelscherenmann“ und seine Frau, deren Garten und Vorgarten immer wie geleckt aussieht, wo kein Grashalm sich traut, über die Begrenzung zu wachsen, er hätte eh keine Chance. Dann die äußertst Neugierigen, die beim Umbau unter allerlei Vorwänden vorbeikommen, weil sie mitbekommen wollen, was denn nun alles verändert wird, die Ordnungsfanatiker, die glauben , auch der Bürgersteig vor ihrem Haus gehöre ihnen, da habe man nicht zu parken, auch nicht in der Zeit der Umbauphase, die dann morgens noch vor Beginn der Bauarbeiten den Privatwagen breit auf den Bürgersteig stellen, am besten noch sämtliche Abfalltonnen, auch wenn sie gar nicht an dem Tag geleert werden, nur damit keiner auf dem Bürgersteig parkt. Wenn das doch passiert, dann kommt der Nachbar und misst mit dem Zollstock, ob der Abstand zur Einfahrt auch einghalten wird. Die „Strafe“ folgte auf dem Fuße. Regelmäßig fuhr der Nachbar in der Mittagszeit zum Einkaufen. Ich möchte nicht wissen, wie heiß es im Autoinneren im Sommer gewesen ist.
Dann gibt es da die Besitzer ps-starker Autos, die ihre Garagen stets offen stehen lassen, damit das gute Stück auch für alle zu sehen ist. Ja und die Neidischen (?), die immer verbiestert herumlaufen, ohne Lächeln auf den Lippen, selbst bei schönstem Sonnenschein.
Ja, und dann natürlich die wenigen Netten, zu denen man nachbarlichen Kontakt hält, einen Plausch beim Ausführen der Hunde, die sich auch verstehen, mit denen man ab und zu einen Kaffee trinkt, bevor dann jeder wieder seine eigene Wege geht, die man aber im Bedarfsfall um Hilfe bitten kann. Ja und die, die ziehen dann weg.
Ich weiß noch nicht ganz genau, was fehlen wird, wenn Frau Nachbarin ihre Zelte abbricht und nach Sylt zieht, auf jeden Fall aber ihren Gruß, ihr Lachen und Zuwinken, wenn wir uns begegnet sind.
Schon wieder geht jemand, muss ich Abschied nehmen. Dennoch: Ich wünsche ihr einen guten Neuanfang (übrigens von einem Haus, einer Wohnung mit Blick auf’s Meer oder aufs Wasser habe ich immer schon geträumt. Sie macht ihren/ meinen Traum wahr).

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