Karin Fossum, Wer anders liebt

Karin Fossum, Wer anders liebt

Reinhardt und Kristine „waren ein Paar, schon seit vielen Jahren, sie hielten einander nicht an den Händen. … Aber sie gingen zusammenspazieren, das war zur Gewohnheit geworden und Gewohnheiten hielten sie fest und machten die Welt vorhersagbar.“ Bei einem ihrer regelmäßigen Sonntagsspaziergänge sehen sie einen älteren Mann, der sich schleunigst fortbewegt, hastig um sich blickend. Kurze Zeit später finden die  beiden eine zum Teil entblößte Kinderleiche. Die Suche nach dem Mörder des kleinen Jonas durch Kommissar Sejer und seinen Assistent Skarre beginnt. Edwin, ein weiteres Kind, verschwindet spurlos. War das auch der Hans Christian Anders ähnlich sehende Mann, der trotz genauer Beschreibung durch Reinhardt und Kristine lange nicht aufgespürt werden kann? Oder hat der homosexuelle Lehrer, der mit seinem Partner lebt und sich auch außerhalb der Schule mit Jungen beschäftigt, die ihn zudem Hause besuchen, mit dem Verschwinden Edwins etwas zu tun? Oder war es doch der vorbestrafte Lover der Mutter Edwins, die immer wie ausgewechselt ist, wenn er sich angemeldet hat, über den sie die Existenz ihres Kindes nahzu vergisst. Aber auch Reinhardt verhält sich außerordentlich seltsam, nicht nur dass er die Leiche des Jungen mehrfach fotografiert hat, er unternimmt Recherchen auf eigene Faust, geht auf die Beerdigung des Jungen. Kristine fängt er an, immer unheimlicher zu werden. Und dann findet sie auch noch Fotos von einem Mädchen in der Schublade seines Schreibtisches.
Verdächtige gibt es in dem Krimi eine Menge, ebenso eine Reihe von Reflexionen über Verbecher im allgemeinen, die Frage des Umgangs mit einem Pädophilen, der „einfach“ anders liebt, diese andere Liebe aber nicht leben kann, darf. Der Leser erfährt die Handlung  aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers, der ihn sowohl an der Perspektive des Täters als auch an der der Ermittler teilhaben lässt.
Ein vielschichtiger, nicht übermäßig spannender, aber auf keinen Fall  langweiliger Krimi, ähnlich wie ihr Krimi „Schwarze Sekunden„.

Karin Fossum, Wer anders liebt. Psychothriller. Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. München 2009, 249 S., ISBN 978-3-492-25415-1

3 Gedanken zu „Karin Fossum, Wer anders liebt

  1. habe mir das von dir so neugierig machend besprochene buch bei meiner bib vorbestellt. und soeben irgendwo gelesen, dass zumindest in bayern neu eingestellte lehrer beim amtsarzt auf zu kinderliebende einstellung getestet werden sollen…ich kannte auch mal einen alten lehrer, der zog erstklässer jungs öfter mal auf seinen schoß…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert