Erika Pullwitt, Im Lande Gänseklein

Erika Pullwitt, Im Lande Gänseklein

Nach einem Anruf der Notärztin, Karin möge bitte ins Krankenhaus kommen, man habe dort eine gute Neurologie, ist nichts mehr wie es vorher war. Steffen, Karins Mann, hat mit Mitte vierzig einen Schlaganfall erlitten.
“ Ihr Mann ist jetzt Aphasiker.“
Was das bedeutet, für ihn, für sie, für ihre Ehe, ihren Freundes- und Bekanntenkreis, ihren gemeinsamen Alltag, das ist Karin in dem Moment nicht bewusst. Das ganze Ausmaß der Veränderungen erfährt der Leser im Rückblick, als sich Karin 20 Jahre nach dem Schlaganfall eine Auszeit gönnt und für drei Wochen ans Meer fährt, um zur Ruhe zu kommen. Hier im Kontakt mit anderen wird ihr ihre Isolation, ihr „Verhungertsein“ hinsichtlich der Nähe zu anderen Menschen deutlich, und sie verliebt sich in Georg, einen in jeder Hinsicht  „großen Mann“. Sie weiß nicht wirklich, ob sie seine Nähe suchen oder fliehen soll.
Verdienst dieses Romans ist es, den Alltag mit einem Aphasiker annähernd für andere nachvollziehbar zu machen, wobei die Frage ist, ob man sich als Außenstehender überhaupt in die Lage der Betroffenen versetzen kann. Literarisch ist das Buch allerdings nur mittelmäßig, ein gut lesbarer Erfahrungsbericht, der weder sprachlich noch gestalterisch besonders hervorsticht -wahrscheinlich aber auch nicht Anliegen dieses Buches ist. Da ist der Roman von Kathrin Schmidt „Du stirbst nicht“ ein anderes Kaliber. Aber Vergleiche sind meist ungerecht.

Erika Pullwitt, Im Lande Gänseklein, Roman, Berlin 2009, 256 S. ISBN978-3-86915-005-5

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