Thomas Hürlimann, Das Gartenhaus

Thomas Hürlimann, Das Gartenhaus

Diese Novelle handelt vom Tod eines Sohnes, den Umgang der Eltern damit, ihre jeweils eigene, nicht mitzuteilende Trauer, die manchmal merk-würdige Züge annimmt und ihre Liebe im Alter. „Er war ihr Gatte, sie hatte ihn lieb, ihre wahre Liebe jedoch, die große, sie verzehrende Liebe ihres Lebens ging durch ihn hindurch zum Toten, zum Sohn. Das mußte er spüren, das ertrug er nicht, und darum, nur darum sann der Mann sich allerlei aus, um den ihm angestammten Platz in ihren Gefühlen wieder einzunehmen.“ Beide versinken in ihren Gedanken immer mehr in der Vergangenheit. Sie in die Zeit mit ihrem Sohn, der lange nach der Geburt noch in der Klinik bleiben musste, und er in die Zeit als Nachschuboffizier, der auch seinen Alltag organisiert, als sei er wieder im Krieg. Sie überlebt ihren Mann und hält auf ihren täglichen Spaziergängen Ausschau nach einer Braut für den nun schon zehn Jahre toten Sohn.
Es ist ein teilweise anrührender Text über Menschen – eingekapselt in ihrer Trauer – die aber schon lange vorher in Schweigen versunken sind „aber das hatte nicht zu bedeuten, das war die Angst vor der Stille, die mit der Krankheit des Sohnes in diese Räumen eingezogen war und ihre Herzen und Münder verschlossen hatte. “ Ein Text über mehr oder weniger schweigende Menschen ohne Zukunft, sicher nur noch in ihren Erinnerungen.

Thomas Hürlimann, Das Gartenhaus, Novelle, Frankfurt 1993, 134 S., ISBN 3-596-11878-6

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