Lars von Trier, Melancholia

Lars von Trier, Melancholia

Das CASABLANCA in Bochum ist ein kleines Kino mit roten Plüschsesseln, viel Beinfreiheit und ausgesucht guten Filmen. Gestern lief  „Melancholia“, ein Film wie ich ihn noch nie gesehen habe, mit verstörend schönen, z.T. surreal anmutenden Bildern, die an Bosch, Breugel, Dali erinnern, Bilder einer äußeren und inneren Apokalypse.
Im Vorspann sieht der Zuschauer – untermalt mit extrem lauten Geräuschen, die einen fragen lassen, ob der Laut-sprecher kaputt ist oder ob man jetzt auch im Kino Ohrstöpsel dabeihaben muss – wie ein Planet un-aufhaltsam auf die Erde zusteuert. Die späteren Prota-gonisten sind Teil dieser unwirklich anmutenden Szenerie, in Bildern, die kaum zu beschreiben sind, sich aber ins Gedächtnis brennen.
Der „reale“ erste Teil des Films ist aus der Perspektive Justines gedreht und beginnt mit ihrem Weg zur eigenen Hochzeit, den sie barfuß und zu Fuß beendet, weil die Strechlimousine zu lang für den schmalen Weg zum Schloss ihrer Schwester Claire ist, die für Justine die Hochzeit ausrichtet. Schon bald merkt man, dass es unter der gestylten Oberfläche brodelt. Die Braut der Mutter ist die erste, die die Fassade einreißt, indem sie ihrer Tochter rät, es zu genießen, solange es dauert. Sie selbst halte nichts von der Ehe. Jeder benimmt sich auf seine eigene Art daneben, nur der Butler des Hauses behält durch-gängig seine Contenance, egal wie sich die Gäste verhalten. Die Braut scheint zunächst nur unglücklich – kaum verständlich, angesichts ihrer Hochzeit. Doch bald wird klar, wie krank sie ist.
Der zweite Teil „Claire“ zeigt die Perspektive Claires, die mittlerweile ihre schwer kranke Schwester bei sich aufnimmt und sich unermüdlich um Justine kümmert – ohne Erfolg. Mittlerweile kommt der Planet der Erde immer näher. Claires Mann versucht, sie zu beruhigen, legt aber heimlich Notvorräte an. Je näher der Planet kommt, um so besser geht es Justine, während die so disziplinier-te Claire immer fahriger wird. Zum Schuss baut Justine für ihren Neffen die ihm schon lange versprochene „magische Höhle“ in der die beiden Frauen mit dem Kind auf den Untergang der Erde warten – Claires Mann hat sich schon vorher getötet.
Wirklich besprechen lässt sich der Film nicht, weil die Bilder kaum zu beschreiben sind – vergessen werde ich sie nicht.
Gern würde ich mir den Film wegen der atemberaubenden Bilder noch einmal ansehen, bin aber fast sicher, dass ich es nicht tun werde, da ich  den Verdacht habe, dass die unruhige Kameraführung, ihre rasenden Geschwindigkei-ten und Perspektiven von oben in mir eine Übelkeit und Schwindel hervorrufen hat, die mich zwischendurch be-fürchten ließ, den Film nicht zu Ende sehen zu können. Auch so etwas habe ich noch nie erlebt.
Also: Für mich in jeder Hinsicht ein unvergesslicher Kinoabend.

Lars von Trier, Melancholia

4 Gedanken zu „Lars von Trier, Melancholia

  1. Da wird es mir schon beim Lesen schwindelig…und was war das mit den Adolfsachen auf dem Festival…da war doch was…
    Ist der gruselige Film „Das Fest“ nicht auch von dem von Trier?
    Mein Mann ist auch von Trier, haha.
    Im Ernst, in diesen Film möchte ich nicht gehen.
    Gruß von Sonja

  2. Auch ich habe „versucht“ den Film anzusehen …und leider ist das passiert, was monalisa beschreibt: mir ist durch die unruhige Kameraführung speiübel geworden und ich mußte den Film vorzeitig verlassen. Leider!
    Ansonsten kann ich der Besprechung nur beipflichten: wunderbare,fast mystische verstörende Bilder einer scheinbaren Idylle, die zur Apokalypse wird.
    Auch wenn es vielleicht nicht DER cineastische Genuss wird: ich hoffe auf eine DVD.
    Grüsse von Angela

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