Sabine Lenz, Die Fähigkeit zu sterben

Sabine Lenz, Die Fähigkeit zu sterben

In „Geschichten vom Sterben“ erzählt Petra Anwar, unterstützt von John von Düffel von ihrer Arbeit als Palliativmedizinerin. Sabine Lenz schreibt über ihre Arbeit mit Krebskranken aus der Sicht einer Psychoonkologin, die meist bei ihr Hilfe suchen „gegen dieses Meer aus Angst, das sie hinaus und in die Tiefe zöge, wenn nicht Strände, Dünen und Wälle, soweit das Auge reicht, davor lagern würden.“ Es ist ein Kampf gegen „eine Todeslandschaft ohne jede Erhebung, nichts woran sich das Lebendige festmachen kann.“

Sie erzählt in einer an Bildern reichen Sprache, wie sie Kontakt zu PatientInnen aufnimmt, mit ihren jeweiligen Fragestellungen, Ängsten und Lebensthemen, die oft am Ende des Lebens noch einmal gesehen, bearbeitet und gewürdigt werden wollen. Und wie sie PatientInnen eine Zeit lang begleitet. Bei gelingender Kommunikation eine Geschenk für beide, manchmal schon fast ein „Wunder“.

„Die menschlichen und zwischenmenschlichen Wunder geschehen, wenn man aus Mustern heraustritt und riskiert, das zu spüren, was jetzt gerade ist.“ Dieses Risiko gehen nicht nur ihre PatientInnenen ein, sondern auch sie als Therapeutin, wenn sie auf drängende Fragen, zum Beispiel, wie Sterben geht, was man dabei fühlt, keine Antwort hat und das aushält:

„Ich konnte ihre Gefühlsleere nicht mit Gefühlsanleihen bei anderen anreichern. Ich erklärte ihr, dass Psychotherapie im Wahrnehmen von eigenen Reaktionen bestehe. Wir sind Geburtshelfer, nicht Heiler. Wir helfen, das zur Welt zu bringen, was in einem Menschen drin ist, und versorgen ihn nicht wie die Mediziner oder die Pflegenden mit etwas von außen. Wir können keine Gefühlsinfusionen anhängen. Es war keine Hilfe für sie.“

„Die Fähigkeit zu sterben“ ist ein gut lesbares Buch, weil es in auch für Laien verständlicher Sprache „Geschichten vom Sterben“ erzählt.

Sabine Lenz, Die Fähigkeit zu sterben, Meine psychologische Arbeit mit Krebskranken, Reinbek bei Hamburg 2104, 207 S., ISBN 978-3-498-03803-8

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