Tim Parks, Mr Duckworth wird verfolgt

Tim Parks, Mr Duckworth wird verfolgt

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„Der ehrgeizige Mr. Duckworth“ wird in dem zweiten Band verfolgt, mehr oder weniger erfolgreich, denn dieses Mal wird er im Verlauf der Verhandlung inhaftiert und muss einige Zeit im Gefängnis sitzen.

Der Leser des ersten Bandes erinnert sich, dass und wie Duckworth – ein Englischlehrer in Venedig – nichts und niemanden scheute, um in die höhere italienische Gesellschaft zu gelangen, sogar vor Morden nicht, die – für ihn – zum Glück nicht entdeckt worden sind.

So begegnet man ihm zu Beginn des zweiten Romans im Bad seiner komfortablen Neubauwohnung.
„MORRIS STRICH MIT DEN FINGERSPITZEN über die seidige Glasur der kaffeebraunen Kacheln. … so konnte man sich hier in aller Ruhe rasieren und die markanten Konturen seiner Kinnpartie bewundern, die straffen Wangen, gerade im idealen Stadium zwischen Jugend und Reife, die gepflegte, immer noch dichte blonde Haartolle über klaren blauen Augen … und dabei von einem Leben träumen, in dem man klügere Entscheidungen getroffen hätte.
Denn Paola war natürlich ein Fehler gewesen.“

Er ist immer noch der selbstverliebte, sich selbst überschätzende, mit der Realität nicht wirklich zurecht kommende Emporkömmling, der seinen Platz innerhalb der Familie und deren Firma sucht, immer in Konkurrenz und argwöhnisch beäugt von seinem Schwager Bobo, der ihn damals der Lügen überführt hat, als Duckworth hinsichtlich seiner Herkunft und seines Berufes zu dick aufgetragen hatte.

Schnell wird auch klar, dass er Paola, die ältere Schwester von Massimina, jüngste Tochter der Familie Trevisa, nur geheiratet hat, um am Lebensstil und Vermögen der Familie teilhaben zu können und weil „ein eigenartig perverser Reiz darin lag, durch den weiteren Umgang mit der Familie so nah am Schauplatz des Verbrechens zu bleiben. …
Aber jetzt, da man das alles hatte, merkte man, dass es nicht genug war. Man wollte mehr. Man wollte Kunst und Kultur und Lebensstil. Man wollte mit Leuten zusammen sein, die diese Werte zu schätzen wissen. Deshalb war ja seine Heirat so ein tragischer, tödlicher Irrtum gewesen.“

Und diese Gier nach mehr, seine Profilierungssucht bringt ihn erneut in Situationen, die er nur durch Morde meint lösen zu können. Drei sind es auch in diesem Roman. Und wieder besteht das Interesse am Lesen dieses Romans nicht wirklich in den Kriminalfällen, sondern an Mr. Duckworth himself. Mag man ihn, so liest man mit viel Vergnügen, wie er als „ein verzweifelter, immer seinen Ansprüchen hinterherhinkender Möchtegern“ versucht, seiner Entdeckung als Täter zu entgehen. Ist man eher an der Aufdeckung spannender Kriminalfälle interessiert, bei denen der Mörder bis zum Schluss unentdeckt bleibt oder das Verbrechen gar nicht aufgeklärt wird, dann sollte man die Finger davon lassen.

Alle anderen warten geduldig auf das Erscheinen des dritten Bandes „Mister Duckworth sammelt den Tod.“

Tim Parks, Mister Duckworth wird verfolgt, Kriminalroman, a.d. Engl. v. Sabine Lohmann, Verlag Antje Kunstmann, München 2015, 387 S., ISBN 978-3-88897-931-6

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