Blütenreife
Die Blüten schlafen am Baume
In schwüler, flüsternder Nacht,
Sie trinken in duftigem Traume
Die flimmernde, feuchte Pracht.
Sie trinken den lauen Regen,
Den glitzernden Mondenschein,
Sie zittern dem Licht entgegen,
Sie saugen es taumelnd ein:
Sie sprengen die schweigende Hülle
Und gleiten berauscht durch die Luft
Und sterben an der Fülle
Von Glut und Glanz und Duft.
Das war die Nacht der Träume,
Der Liebe schwül gärende Nacht,
Da sind mit den Knospen der Bäume
Auch meine Lieder erwacht.
Sie sprengten die schweigende Hülle
Und glitten berauscht durch die Luft
Und starben an der Fülle
Von Glut und Glanz und Duft.
…
(Hugo von Hofmannsthal)
2 Gedanken zu „Blütenreife“
Wenn es ein schönes Sterben gibt, dann dieses Blütenvergehen!
Freuen wir uns aber zuvor noch eine Weile an der Fülle!
Frohen Abendgruss,
Brigitte
Der Fülle des Frühlings folgt die des Sommers und des Herbstes mit ihren jeweils unterschiedlichen Qualitäten.
Liebe Grüße