Verfall

Verfall

Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.

Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg ich über Wolken ihren Fahrten.

Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,

Indes wie blasser Kinder Todesreigen
Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,
Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.

(Georg Trakl)

2 Gedanken zu „Verfall

  1. Ach ja, der Herbst lehrt uns das Abschiednehmen.
    So wehmütig sagt es der Trakl und so „fröhlich“ sagen es die farbigen Herbstblätter…
    Hab eine Gute Woche, Mona Lisa!
    Lieben Gruss,
    Brigitte

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