Thomas Böhm, Carsten Pfeiffer (Hrsg.) DIE WUNDERKAMMER DER DEUTSCHEN SPRACHE

Thomas Böhm, Carsten Pfeiffer (Hrsg.) DIE WUNDERKAMMER DER DEUTSCHEN SPRACHE

Das ist ja mal ein Buch für SprachliebhaberInnen, Wörterhexen und andere Sprachinteressierte! Eine wahre Schatztruhe, in der man wühlen, über die man staunen, in der man vieles wieder und neu entdecken, kann – wie das bei Schatztruhen so der Fall ist. Vielleicht ja auch noch ein willkommenes Weihnachtsgeschenk.
Die Herausgeber nennen das, was sie zusammengetragen und von 2 x Goldstein+Schöfer grafisch orangerotschwarz haben in Szene setzen lassen, nicht Schatztruhe, sondern „Wunderkammer“. Und natürlich erklären sie dieses Wort und Phänomen aus den „Anfängen der Museumsgeschichte“ als Orte für Sammelsurien unterschiedlichster Objekte.

„Ein solch gedankenfunkenschlagendes Sammelsurium soll auch unsere Wunderkammer sein. Sie schwelgt in den des Merkens würdigen Merkwürdigkeiten, vieles sagenden Hervorbringungen, außergewöhnlichen Alltäglichkeiten der deutschen Sprache: von Geheimsprachen zu Bildgedichten des Barock.“

Es gibt eigentlich nichts, was man in dieser Schatzkiste nicht findet:
Schlusssätze von Märchen, eine Art österreichisch-deutsches Küchenlexikon, einen Blick in den Wortschatz der DDR, Worte der Mutter von Arnon Grünberg, Ortsnamen, die den Himmel oder die Hölle mit allen Zwischenstufen auf der Erde verheißen, Dichterbeschimpfungen von DichterInnen über KonkurrentInnen, etwa Friedrich Dürrenmatt über Günter Grass:

„Günter Grass hat mir sehr höflich den Butt versprochen, aber er hat ihn dann nie geschickt, also brauche ich ihn auch nicht zu lesen. Der Grass ist mir einfach zu wenig intelligent, um so dicke Bücher zu schreiben. „

Es gibt Anti-Sprichwörter, weil „Sprichwörter, geflügelte Wörter, Redewendungen geradezu nach Verballhornungen schreien“:
„Wer im Glashaus sitzt, währt am längsten.“


Schon das dem Buch vorangestellte Zitat macht die Bandbreite der deutschen Sprache und das, was man damit anfangen kann sehr deutlich:
„Kann die deutsche Sprache schnauben, schnarren, poltern, donnern, krachen, kann sie doch auch spielen, scherzen, lieben, kosen, tändeln und lachen.“ (Friedrich von Logau)

Das Buch ist eine Einladung an Sprachinteressierte und die, die vielleicht Interesse entwickeln wollen, sich – im eigenen Tempo – noch unbekannte Sprachterritorien zu erschließen.

Ein Namens- und Sachverzeichnis der Wunderkammer gibt ein wenig Orientierung für diejenigen, die es brauchen, wie alles illustriert mit in orangerotschwarzen Grafiken von 2 x Goldstein + Schöfer. Die anderen wühlen, nein, schmökern einfach nur genussvoll.

Thomas Böhm, Carsten Pfeiffer (Hrsg.) Die Wunderkammer der deutschen Sprache, mit Grafiken von 2 x Goldstein+Schöfer, Verlag das kulturelle Gedächtnis GmbH, Berlin 2019, 300 S., ISBN 978-3-946990-31-4

11 Gedanken zu „Thomas Böhm, Carsten Pfeiffer (Hrsg.) DIE WUNDERKAMMER DER DEUTSCHEN SPRACHE

  1. Da haben sich aber zwei so richtig ins Zeug gelegt. Ja, die deutsche Sprache ist eine Wunderkammer voller toller Sachen!
    Man kann immer wieder staunen darüber.
    Lieben Gruss,
    Brigitte

  2. Und sich das herauspicken,
    was man für eigene Zwecke braucht,
    an der man sich einfach nur erfreuen kann. So entdecke ich immer häufiger „alte“, lange nicht mehr gebrauchte Wörter für mich, deren Sinn ich heute so ganz anders verstehe als in meiner Kindheit: Demut, Anmut und Würde, Respekt …
    Noch einmal: frohe Grüße aus Speckhorn

  3. nun kam ich endlich dazu, deine buchtipps ausführlich zu lesen, welch eine freude! zum geburtstag bekam ich einen üppigen büchergutschein – nun weiss ich, wie ich den anlegen werde:-))). danke!
    lieber gruß
    Sylvia

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