Carsten und Susen Stanberger, Mein erstes Mal und die Schmetterlinge

Carsten und Susen Stanberger, Mein erstes Mal und die Schmetterlinge

Die „Grasbeißerbande“ ist inzwischen zu einer Bewegung geworden. Das Ehepaar Stanberger hat sich zum Ziel gesetzt, auf der einen Seite das für viele schwierige Thema – das Sterben von Kindern – zu enttabuisieren und zu zeigen, dass Kinderhospize nicht in erster Linie Orte des Sterbens, sondern Orte des Lebens sind. Auf der anderen Seite wollen sie dazu beitragen, dass Kinderhospize – über den Erlös des Buches, durch Mitgliedsbeiträge in der Grasbeißerbande, Spenden etwa zu Geburtstagen oder anderen Jubiläen statt Geschenken – in ihrer so wichtigen, sinnhaften Arbeit unterstützt werden, da sie – wie übrigens auch andere Hospize – dringend auf Spenden angewiesen sind.

Carsten und Susen Stanberger, die drei eigene Kinder haben, wurden und werden immer wieder gefragt, weshalb sie sich eigentlich so für dieses Thema interessieren. Sie seien doch nicht selbst betroffen.

In diesem schmalen Bändchen „Mein erstes Mal und die Schmetterlinge“ erzählen sie, warum und was die Frage des achtjährigen, an akuter Leukämie erkrankten Max

„Warum soll ich mir die Zähne putzen, wenn ich sowieso ins Gras beisse?“

in ihnen ausgelöst und sie bewogen hat, sich mit Kinderhospizen zu beschäftigen und daraus ein Projekt zu machen: nämlich zunächst nur weitere Fragen wie die von Max zu sammeln.

Ihre Recherchearbeit hat die beiden dann in Kontakt mit einer Koordinatorin eines ambulanten Kinderhospizes gebracht, die ihnen den folgenden Rat gab:

„Sie betreten eine Parallelwelt, von der Sie bisher nicht einmal wussten, dass es sie gibt. Sie kennen nicht die Orte, wissen nicht um die Bedürfnisse, die Sorgen und die Ängste. Und am wenigsten sprechen Sie die Sprache der Menschen, die in dieser Welt leben. Lernen Sie diese Welt erst einmal kennen. Besuchen Sie ein Hospiz und hören und sehen Sie zunächst einfach nur hin.“

„Mein erstes Mal und die Schmetterlinge“ erzählt in komprimierter Form von diesen Besuchen in einem Kinderhospiz, von den eigenen (Vor-) Urteilen, den eigenen Ängsten und Unsicherheiten, nicht zu wissen, was sagt man, wie verhält man sich an einem solch unbekannten Ort, für den es keinen „Knigge“ gibt. Und wie unkompliziert sich die Begebenheiten dann letztlich doch gestalteten, wenn man sich achtsam, mitfühlend auf den Kontakt mit den Kindern, ihren Eltern und Geschwistern einlassen kann.

Große Nachdenklichkeit, Ideen für ihr Projekt und eine qualitativ andere Bewertung ihrer Lebenszeit sind für Carsten und Susen Stanberger das Ergebnis dieser Begegnungen:

„Wir wissen nicht, wie lange wir leben. Zu keinem Zeitpunkt. Dennoch wiegen sich viele Menschen in einer Sicherheit, die es gar nicht gibt. Nicht für uns und nicht für die Menschen um uns herum. Auch nicht für unsere Kinder. …
Durch die Begegnungen mit den Kindern, ihren Eltern und den vielen tollen Menschen um sie herum haben wir lernen dürfen, wie wertvoll unsere Lebenszeit ist. Das Vermächtnis der verstorbenen Kinder ist ein Appell an uns, ab und an inne zu halten und sich selbst die eine existenzielle Frage zu stellen, die sich auch hinter Max Frage verbirgt.“

Im April soll es dann auch im Rathaus der Stadt Recklinghausen die Ausstellung zur Grasbeißerbande geben. Über die Möglichkeit zu spenden, kann man sich auf der Seite der Stanbergers erkundigen.

Carsten und Susen Stanberger, Mein erstes Mal und die Schmetterlinge, Zeitwert Verlag, Recklinghausen 2020, 64 S., ISBN 978-3-9821089-0-2

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