Elsa Koester, Couscous mit Zimt

Elsa Koester, Couscous mit Zimt

„Couscous mit Zimt“ ist ein Familienroman über drei Frauen-Generationen, der in Tunesien mit Lucile beginnt und mit der Auflösung eines Appartements in Paris durch Lisa endet, allerdings nicht chronologisch erzählt wird.

Lucile hat das Appartement in Paris gehört, als sie über hundertjährig in eben diesem stirbt, das sie nach ihrem Tod an Lisas Mutter Marie vererbt hat. Die hat aber nichts mehr davon, da sie in Deutschland bereits an Krebs erkrankt ist und kurz nach dem Tod ihrer Mutter ebenfalls verstirbt. Es ist nun an Lisa, dieses Appartement aufzulösen.

„Ich habe Gott nie um Kinder gebeten.“ Mit diesem Satz beginnt der Prolog. Es ist Luciles erster Satz in diesem Roman, der bereits das schwierige Verhältnis zu ihrer Tochter Marie ahnen lässt: „Ach, sie hat es mir nicht leicht gemacht. Sie war krank, meine Marie, sie muss wohl schon krank auf die Welt gekommen sein, sie war schon immer ein komplizierter Charakter, unselbständig, eitel, rasend, wenn sich nicht alles um sie drehte. Und nie hat sie gelernt, mich in Ruhe zu lassen.“

Und Marie weiß um die Abneigung der Mutter. „Weißt du, ich glaube Mamie hat das Leben dafür verflucht, ihr ausgerechnet dann eine Tochter zu verpasst zu haben, als sie sich endlich von ihrem ernsten Mann und ihren zwei Söhnen befreit hatte.“ Hinzu kommt Maries lebenslange Heimweh nach Tunesien, denn Lucile ist später mit ihren zwei Töchtern, Marie und Solange, nach Paris gezogen. Marie hat sich dort nie heimisch, sondern eingeengt, ja gefangen gefühlt. Sie war ihr Leben lang eine Entwurzelte. Denn obwohl sie sich in Tunesien zu Hause gefühlt hat, gehört sie als Französin auch nicht wirklich dazu. Das macht ihr ihre Freundin Aisha klar:

„Das hier ist nicht dein Land, du gehörst nicht hierher und je früher du das lernst, desto eher werden wir hier unseren Frieden finden.“ Marie kann das nicht akzeptieren. „Ich bin ein Kind dieses Landes, und das kann mir keiner nehmen, meine Mutter nicht, die französische Regierung nicht, und du, mon cher, du ganz sicher nicht.“ Es kommt zum Bruch der Freundschaft.

Lisa wird in diesem Appartement nun an die unterschiedlichen Sicht- und Lebensweisen von Großmutter und Mutter erinnert, die diese von ihrem jeweiligen Leben erzählt haben. Solange, die Schwester ihrer Mutter, hat noch einmal eine eigene Version von bestimmten Situationen, die sie aber auch nur vom Hörensagen kennt. Lisa weiß über weite Strecken nun gar nicht mehr, wessen Sichtweise die „richtige“ ist, denn sie häufig widersprüchlich.

Der Roman erzählt die Familien- bzw. Frauengeschichte aus der Perspektive der drei Beteiligten Lucile, Mamie genannt, Marie und Lisa, die sich während ihres Aufenthaltes in Paris mit der Polizei konfrontiert sieht, die allabendlich die Matratzenlager der Flüchtlinge auflöst und brutalst auf Menschen einschlägt.

„Sie räumen, ohne ihnen Unterkünfte anzubieten, nur lausige Turnhallen in der Provinz, wer will dann dahin, und die Familien wollen sie auch nicht zusammen lassen! Also lassen sie sich hier verprügeln, jede zweite Nacht, und kommen dann morgens wieder bei Stalingrad zusammen, wo sollen sie auch hin! Faschisten sind das, die flics, schauen Sie sich an, den Armen haben sie totgeschlagen, und jetzt stehen sie da, ohne zu helfen, scheiß Polizisten!“

Das Leben dieser drei Frauen ist durch gesellschaftliche, politische und persönliche Umbrüche und Krisen gekennzeichnet, die sie zu sehr eigenwilligen und eigensinnigen Frauen haben werden lassen.

Elsa Koester, Couscous mit Zimt, Roman, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2020, 446 S., ISBN 978-3-627-00278-7

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