Kristina Hauff, Unter Wasser Nacht

Kristina Hauff, Unter Wasser Nacht

Protagonisten dieses Romans von Kristina Hauff sind zwei befreundete Ehepaare mit Anti-Atomkraft-Vergangenheit und WG Erfahrungen im Schanzenviertel Hamburgs, die sehr eng beieinander auf einem Grundstück nahe der Elbe im Wendland wohnen. Thies ist mit Sophie und Bodo mit Inga verheiratet. Die beiden haben einen Sohn, Lasse, und eine Tochter, Jella.

Aaron, der Sohn des anderen Paares, ist vor etwa einem Jahr tot in der Elbe aufgefunden worden. Die genauen Umstände des Todes konnten bisher noch nicht ermittelt werden, eine unglaubliche Belastung für Sophie und Thies und ihre Ehe. Jeder versucht auf seine Weise mit dem tragischen Unglück und den offenen Fragen klar zu kommen, miteinander schaffen sie es nicht. Da herrscht großes Schweigen, viel Unausgesprochenes zwischen ihnen und die Gefahr, dass die Ehe zerbricht, wird zunehmend wahrscheinlicher.

Doch beide wünschen sich nichts sehnlicher als genau zu wissen, wie ihr Sohn ums Leben gekommen ist. Doch die Einstellung des Ermittlungsverfahrens droht, wenn auch weiterhin keine neuen Erkenntnisse bekannt werden.

Die Personifikation bei der Naturbeschreibung zu Beginn des Romans legt nahe, dass es einfach ein Unfall war:

„Unter dem Nebel lauerte das Wasser.
Thies saß auf seinem Stein. Die Elbe überflutete die Auen, nahm Land in Besitz, wie es ihr gefiel. Die neuen Uferlinien verbargen sich im Dunst, und die andere Flussseite war nicht zu erkennen, sosehr er auch die Augen anstrengte. Er gab auf und lauschte.

Macht dir die Stille Angst?, flüsterte die weißgraue Nebelwand vor ihm. Du weißt nichts über mich, wisperte der Fluss.
Ein Tuten wehte heran, das Nebelhorn der Fähre.“

Mit ihr kommt eine unbekannte Frau an – sie nennt sich Mara, sucht auffallend schnell Kontakt zu den beiden Familien, hat sich mit Jella angefreundet und Thies scheint sich sogar in sie verliebt zu haben. Ihre Lebendigkeit, ihre Unbekümmertheit, ihr Lachen faszinieren ihn und und tun ihm gut. Er kann sogar für Momente seine Starre, sein Gefühl, ein Untoter zu sein, vergessen.

Mara sorgt im Verlauf der Handlung durch ihr Verhalten, ihre Fragen, ihre offensichtlichen Geheimnisse und vielfache Andeutungen für viel Wirbel auch im Hinblick auf die idyllischen Familienverhältnisse von Bodo und Inga. Mara ist auf der Suche nach einem Richard, den aber keiner zu kennen scheint.

Die zunehmende Undurchsichtigkeit verschiedener Handlungsstränge, das ständige Verschwinden und plötzliche Wiederauftauchen von Mara, das Auftauchen unglaublicher Familiengeheimnisse, erhöhen die Spannung hinsichtlich der Aufklärung des Todes von Aaron, aber auch der Entwicklung der Beziehung zwischen Thies und Sophie sowie des Geflechtes zwischen den beiden Familien.

Den Roman könne man als Familiengeschichte mit krimihaften Zügen lesen und bietet gute lesbare, leichte Unterhaltung. Große Anforderungen an die Leser*innen stellt er m. E. nicht, muss ja auch nicht immer ;)

Kristina Hauff, Unter Wasser Nacht, Roman, hanserblau im Carl Hanser Verlag, München 2021, 286 S., ISBN 978-3-446-26945-3

2 Gedanken zu „Kristina Hauff, Unter Wasser Nacht

  1. Man muss also keine Angst haben vor grauenhaften Sterbeszenen oder Gewaltschilderungen, gut, dann will ich es lesen…und bedanke mich wieder einmal für die Besprechung!
    Gruß von Sonja

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