Ruß

Ruß

Aus Ruß und Schmutz starr’ ich nur noch in sonnige Weiten,
Straßen, prall von der Sonne, lebendig vom wandernden Wind;
Wiesen blühn göttlich im Licht, die leuchtenden Himmel sind
Blaues Lachen, weiße Wolken über die dunklen Wälder gleiten.

Draußen, da atmet die Welt Licht ein und haucht Odem zurück,
Auf dem die Lerchen zu trunkenen Liedern werden.
Ich weiß eine Buche im Felde, wer die sieht, der hat Glück!
Den sticht nicht die Glut aus flammenden Feuerherden!

Und ich weiß einen See, der ewig jung im Arm der Wälder träumt,
Ruhvoll in seinem Blick der inbrünstige Himmel sich spiegelt
Und der süßeste Maiwind hin über die glitzernde Fläche tönt.
Ich sehe, ich atme! Jetzt: rußiger Schweiß mir in die Augen schäumt.

Hier hock ich, Gespenst der Fabrik, die Sinne mit Schmutz versiegelt!
Geliebte! Das Echo von Platten und Blechen höhnt!

(Heinrich Lersch)

4 Gedanken zu „Ruß

  1. Wie eindrücklich, da schwärmt einer vom süssen Leben in der Natur und ist tagsüber zum Arbeiten unter misslichen Umständen weggesperrt.
    Da erscheint einem das fast Unerreichbare noch kostbarer.
    Einen lieben Gruss ins regnerische, aber gleichwohl wertvolle Heute,
    Brigitte

  2. Lersch war im 19. Jahrhundert Kesselschmied und Arbeiterdichter aus dem Ruhrgebiet. Der wusste sicher, wovon er schrieb.
    Hier soll‘s seit einer Woche regnen, bisher waren es nur wenige Tropfen :-(
    Liebe Grüße

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