Saša Stanišic, Herkunft

Saša Stanišic, Herkunft

„Herkunft“ ist ein modern erzählter, stark autobiografischer Roman über ein uraltes, aber immer noch bzw. wieder sehr aktuelles Thema. Wie soll man die Frage nach der Herkunft beantworten? „Das Land, in dem ich geboren wurde, gibt es nicht mehr. Solange es das Land noch gab, begriff ich mich als Jugoslawe. Wie meine Eltern, die aus einer serbischen (Vater) bzw. einer bosniakisch-muslimischen Familie stammten (Mutter). Ich war ein Kind des Vielvölkerstaates, Ertrag und Bekenntnis zweier einander zugeneigter Menschen, die der jugoslawische…

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Édouard Louis, Wer hat meinen Vater umgebracht

Édouard Louis, Wer hat meinen Vater umgebracht

Dieses schmale Bändchen ist kein Krimi, wie vielleicht der Titel vermuten lassen könnte. Es wird aus der Sicht des Sohnes, der als Ich-Erzähler vorkommt, von einer – autobiografisch gefärbten – schwierigen Vater-Sohn-Beziehung erzählt: „Einmal schrieb ich in mein Heft über dich: Die Geschichte seines Lebens erzählen heißt, die Geschichte meiner Abwesenheit schreiben.“ Schon lange ist der Sohn aus dem Haus, Kontakt kaum vorhanden, schon früher redete der Vater nicht: „Letzen Monat habe ich dich in der kleinen Stadt im Norden…

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Karfreitaghimmel

Karfreitaghimmel

Ein Wetter zum Eierlegen – wie man hier sagt. Das kommt dem Osterhasen sicherlich entgegen und den Kindern Ostern auch, denn das Wetter soll in den nächsten Tagen so bleiben. Das heißt aber auch: den Gartenschlauch nutzen und Blumen etc. wässern.

Martin Horváth, Mein Name ist Judith

Martin Horváth, Mein Name ist Judith

Selten stimme ich den Bewertungen auf dem Klappentext eines Buches zu. Dieses Mal schon: „Mit großem Feingefühl erzählt Martin Horváth von Verfolgung, Flucht und Exil einer jüdischen Wiener Familie und zieht Parallelen zu unserer Zeit – ein kluger, eindringlicher Roman über die Macht des Erzählens und das Vergessen, Vergessen-Wollen und Nicht-Vergessen-Können.“ Der Prolog führt den Leser sehr komprimiert in den gesamten Inhalt dieses vielschichtigen Romans ein: „Zu der Zeit, als diese Geschichte über mich hereinbrach, lebte ich unter Geistern. Manche…

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Julia Rothenburg, hell dunkel

Julia Rothenburg, hell dunkel

„In Filmen wirkt das immer ganz einfach mit dem Tod und dem Sterben und dieser ganzen Trauersache, sagt sie. Ich kenn mich da nicht so aus, sagt Robert. Also erstens mal stirbt fast nie jemand. Wenn einer stirbt, dann geht es schnell, dann ist es eher der Tod, der wichtig ist, so als Fakt, weniger die Trauersache. Dann stehen alle anderen Figuren am Grab, zum Beispiel, und heulen und sind traurig, und später geht es dann um was anderes, dann…

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Matthias Heine, Verbrannte Wörter

Matthias Heine, Verbrannte Wörter

Zunächst hab‘ ich mit großem Erstaunen festgestellt, dass der Duden Verlag nicht nur den Duden in all seinen Varianten herausgibt, sondern auch andere Bücher. Das war mir echt neu. Nun gut, man lernt immer noch dazu ;) Stutzt ihr auch ab und zu bei Begriffen, die ihr – neuerdings auch wieder Politiker – benutzt, und fragt euch, ob die überhaupt noch verwendet werden sollten oder eher aus dem „Wörterbuch des Unmenschen“ stammen – so der Titel eines längst vergriffenen Buches…

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Annika Reich, Lina Muzur (Hrsg.), Das Herz verlässt keinen Ort, an dem es hängt

Annika Reich, Lina Muzur (Hrsg.), Das Herz verlässt keinen Ort, an dem es hängt

Wenn Heimat nicht mehr Heimat sein kann, weil sie zerstört ist, weil man sie verlassen musste oder auch „nur“ wollte, um das eigene Leben zu retten, was bleibt dann (noch)? „Literatur ist eine Heimat, die umso wichtiger ist, wenn andere Heimaten verschwinden oder zerstört werden. Wer sie als seinen oder ihren Ort gefunden hat, weiß, wie stark, mutig, umsichtig und traurig wir in ihr und durch sie sein können. Sich dort zu begegnen, scheint mir eine der besten Möglichkeiten, um…

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Peggy Mädler, Wohin wir gehen

Peggy Mädler, Wohin wir gehen

„Wohin wir gehen“ erzählt in mosaikartigen Bildern, leise, still, den Leser stets nötigend, zwischen den Zeilen zu lesen – von den verwirrenden, oft verzweigten Wegen zweier „Freundinnenpaare verschiedener Generationen“ durch verschiedene soziale Systeme, geprägt von schwierigen politischen Umwälzungen im 20 Jahrhundert. Chronologisch, aber im Wechsel, erhält der Leser Einblick in das Alltagsleben dieser Freundinnen, das in hohem Maße geprägt ist durch die politischen Wirren und Katastrophen des 20. Jahrhunderts in Tschechien, der sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR, und im zunächst…

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Frühling

Frühling

Schon, horch, hörst du der ersten Harken Arbeit; wieder den menschlichen Takt in der verhaltenen Stille der starken Vorfrühlingserde. Unabgeschmackt scheint dir das Kommende. Jenes so oft dir schon Gekommene scheint dir zu kommen wieder wie Neues. Immer erhofft, nahmst du es niemals. Es hat dich genommen. Selbst die Blätter durchwinterter Eichen scheinen im Abend ein künftiges Braun. Manchmal geben sich Lüfte ein Zeichen. Schwarz sind die Sträucher. Doch Haufen von Dünger Lagern als satteres Schwarz in den Aun. Jede…

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sich an das Einfache halten

sich an das Einfache halten

Wenn Sie sich an die Natur halten, an das Einfache in ihr, an das Kleine, das kaum einer sieht, und das so unversehens zum Großen und Unermesslichen werden kann; wenn Sie diese Liebe haben zu dem Geringen und ganz schlicht als ein Dienender das Vertrauen dessen zu gewinnen suchen, was arm scheint: dann wird ihnen alles leichter, einheitlicher und irgendwie versöhnender werden, nicht im Verstande vielleicht, der staunend zurück bleibt, aber in ihrem innersten Bewusstsein, Wach-sein und Wissen… (aus: Rainer…

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