Wolfgang Erk (Hrsg.) Mit einem Engel durchs Jahr

Wolfgang Erk (Hrsg.) Mit einem Engel durchs Jahr

Ich beginne den Tag gern mit einem Tagesspruch, einer Losung, einem kurzen Text oder einem Gedicht. Zwei Jahre lang habe ich ein und dasselbe Buch gehabt, nun soll etwas Neues auf dem (Frühstücks-) Tisch liegen.
Ich habe mich für den Band „Mit einem Engel durch das Jahr“ entschieden. Es sind 366 (!) meist einseitige Texte, überwiegend Gedichte, die sich mit der Existenz bzw. der Nichtexistenz von Engeln beschäftigtigen:
So bittet Mascha Kaleko in dem Gedicht „An meinen Schutzengel“ nicht nur um eigenen Schutz, sondern auch um den ihres Sohnes:

„Seit langem bin ich tief in deiner Schuld.
Verzeih mir noch die eine – letzte – Bitte:
Erstrecke deine himmlische Geduld
Auch auf mein Kind und lenke seine Schritte.

Er ist mein Sohn. Das heißt: er ist gefährdet.
Sei um ihn tags, behüte seinen Schlaf.
Und füg es, daß mein liebes schwarzes Schaf
sich dann und wann ein wenig weiß gebärdet.“

Während Kurt Marti in „Offene Fragen“ behauptet, er könne kein Gedicht über Engel schreiben:
„Es ist mir von ihnen
noch keiner erschienen.“

um dann den folgenden Wunsch zu äußern:

„Nichts wäre mir lieber
als daß es die Engel gäbe …
Vielleicht, daß im letzten Fieber
ich noch einen erlebe?“

Dichter unterschiedlicher Couleur wie Rilke, Heine, Heiner Müller, Robert Gernhard, Walter Benjamin etc. sind vertreten. Verfeinert ist das Ganze noch mit 12 Engel-Zeichnungen von Paul Klee.
Ich freu mich auf die Begegnung mit den Text-Engeln. Einziger „Nachteil“: der Leineneinband ohne Schutzhülle. Mag ich normalerweise gern, doch als Umschlag für ein Buch, das einen ein Jahr lang begleiten soll, etwas empfindlich, die ersten Flecken gibt’s schon. Den aufblitzenden Gedanken, eine Schutzhülle herzustellen, habe ich sofort verworfen, erinnert zu sehr an Schulbücher. Dann erzählt halt der Einband am Ende des Jahres seine eigene Geschichte!

Wolfgang Erk (Hrsg.), Mit einem Engel durchs Jahr, 12 Zeichnungen von Paul Klee, einem Geleitwort von Nikolaus Schneider, Stuttgart 2011, 451 S. plus Nachwort und Verzeichnis, ISBN 978-3-87173-925-5

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