Durchsuchen nach
Kategorie: Gedichte

Sommerfrische

Sommerfrische

Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,Das durch den sonnigen Himmel schreitet.Und schmücke den Hut, der dich begleitet,Mit einem grünen Reis. Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.Weil’s wohltut, weil’s frommt.Und bist du ein MundharmonikabläserUnd hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt. Und lass deine Melodien lenkenVon dem freigegebenen Wolkengezupf.Vergiss dich. Es soll dein DenkenNicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf. (Joachim Ringelnatz )

Lindenduft

Lindenduft

Ich atmet‘ einen linden Duft!Im Zimmer standEin Zweig der Linde,Ein AngebindeVon lieber Hand.Wie lieblich war der Lindenduft! Wie lieblich ist der Lindenduft!Das LindenreisBrachst du gelinde!Ich atme leisIm Duft der LindeDer Liebe linden Duft. (Friedrich Rückert) Bei mir war’s gestern nicht der Lindenzweig in einem Raum, sondern ein betörend duftender, mit Blüten übersäter, noch recht junger Lindenbaum. Bisher war er mir nicht aufgefallen, jetzt hat sein Duft nicht nur zahlreiche Bienen angelockt, sondern auch meine Aufmerksamkeit erregt. Lindenduft ist für mich…

Weiterlesen Weiterlesen

Träumerei in Hellblau

Träumerei in Hellblau

Alle Landschaften habenSich mit Blau gefüllt.Alle Büsche und Bäume des Stromes,Der weit in den Norden schwillt. Blaue Länder der Wolken,Weiße Segel dicht,Die Gestade des Himmels in FernenZergehen in Wind und Licht. Wenn die Abende sinkenUnd wir schlafen ein,Gehen die Träume, die schönen,Mit leichten Füßen herein. Zymbeln lassen sie klingenIn den Händen licht.Manche flüstern, und haltenKerzen vor ihr Gesicht. (George Heym)

Regen

Regen

Da draußen regnet es weit und breit.Es regnet graugraue Verlassenheit.Es plaudern tausend flüsternde Zungen.Es regnet tausend Erinnerungen.Der Regen Geschichten ums Fenster rauscht.Die Seele gern dem Regen lauscht. Der Regen hält dich im Haus gefangen.Die Seele ist hinter ihm hergegangen.Die Insichgekehrte ist still erwacht,Im Regen sie weiteste Wege macht.Du sitzt mit stummem Gesicht am Fenster,Empfängst den Besuch der Regengespenster. (Max Dauthendey)

Im (Nacht)Zug

Im (Nacht)Zug

Da rast es nun hin mit dem brausenden Zugan Wiesen und Wäldern vorüber,über Mauern, Stakete und Bäume im Flug,und trüber blickt es und trüber.Und jetzt, wahrhaftig, ich täusche mich nicht,jetzt rollen über mein Schattengesichtzwei schwere und leuchtende Tränen.Und tief in der Brust klingt es und singt’s,und fiebernd das Herz und die Pulse durchdringt’s,ein wildes, ein brennendes Sehnen. (Gerhard Hauptmann), eine Strophe des Gedichts Im Nachtzu.

Der Wächter der Lampe

Der Wächter der Lampe

Wachsein ist alles. Es kommt die Nacht und keiner wird keinen erkennen. Haltet Wacht und laßt die Lampen brennen. Alles Werden ist wankend und ungewiß, aber alles Ziel ist Reife. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, auf daß sie es einst begreife. (Manfred Kyber)

Ein Abschied

Ein Abschied

Die Dämmerung kommt aus bleichem Land.Ich fühle müd: sie bringt den Abschied mit -.Leb wohl … laß meine Hand …Nein, mach kein Licht,Ich will im Dunkeln gehen.Ich brauche, wenn ich gehe, dein Gesichtnicht mit den Augen sehen.Denn meine Seele nimmt es mit.  (Hertha Kräftner)

Die Biene – zum Weltbienentag

Die Biene – zum Weltbienentag

(Zum Ausfliegen ist es noch zu früh und zu kühl) Die kleine SeeleZarter SymboleTaucht in das FüllhornFrüher Gladiole,Schöpft weiße Schaummilch,Brockt gelbe Bretzel,Folgt eines WindesFreundlichem Rätsel. Flughauch läßt klingenGoldtropfenblumen;Da sie noch schwingen,Löst sie die Krumen.Winziger Engel,Summende Flocke,Rührt sie den SchwengelGlitzernder Glocke. Des Kindes Auge,Das Gott zerbrochen,Eh‘ es zu RosenLeuchtend gesprochen,Schwebt aus den Lidern,Die sich ihm sperrten,Hängt braun und samtenAn Sonnengärten. (Gertrud Kolmar)

Freundschaft

Freundschaft

Hast du einen Freund, dem du fest vertraust, geh oft, ihn aufzusuchen! Denn Gesträuch wächst und starkes Gras auf dem Weg, den kein Wandrer geht. (Edda, Hávamál, Loddfafnirlied) Und dennoch enden manchmal auch Freundschaften – dann, wenn der Tod diesen Weg betritt. Ich hatte seit meinem 16. Lebensjahr einen „Freund“, einen Wegbegleiter, den ich über meinen damaligen Freund kennengelernt habe. Auch nach Ende dieser Freundschaft war der Wegbegleiter – ein Franziskanerpater – für mich da. Immer. Als väterlicher Freund, der…

Weiterlesen Weiterlesen

Mein Tanzlied

Mein Tanzlied

„If you don’t do your dance, who will?“ (Gabriellen Roth) Aus mir braust finstre Tanzmusik, Meine Seele kracht in tausend Stücken; Der Teufel holt sich mein Mißgeschick, Um es ans brandige Herz zu drücken. Die Rosen fliegen mir aus dem Haar Und mein Leben saust nach allen Seiten, So tanz ich schon seit tausend Jahr, Seit meiner ersten Ewigkeiten. (Else Lasker-Schüler)