Adrian Stokar, Einstürzende Gewissheiten

Adrian Stokar, Einstürzende Gewissheiten

In diesem Roman – wie immer im leserfreundlichen Format mit Lesebändchen – geht es um einen Autounfall, der bereits am 11.Oktober 1975 passiert ist. Der Industrielle Paul Burkhart hat am Steuer gesessen und den Unfall verursacht, bei dem sein Beifahrer tödlich verunglückt ist. Denn er war – im Gegensatz zum Fahrer – nicht angeschnallt. Seitdem ist Burkhart nie wieder Auto gefahren.

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Zum 75. Geburtstag des Industriellen soll der Journalist von ihm ein Portrait verfassen und versucht, sich durch Interviews mit Familienmitgliedern, aber auch mit dem ehemaligen Kommissar, der den Unfall aufgenommen und zu den Akten gelegt hat, ein Bild dieses Patriarchen zu machen. Natürlich ergibt sich ein mosaikartiges Gebilde, je nachdem, mit wem er über Paul Burkhart spricht.

Doch mit zunehmender Recherche gewinnt Steiner den Eindruck, dass es mit dem Unfall etwas Besonderes auf sich hat. Und tatsächlich: Er spürt ein Familiengeheimnis auf, denn er fördert Ungeahntes über den Beifahrer zutage, der nicht wirklich so hieß, wie es in den Unfallakten notiert ist und der auch nicht das war, was er zu sein vorgab.

Erst das letzte Kapitel, bringt den wichtigsten Aspekt des Unfalls zutage, der das Unfallgeschehen in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Maria, eine ehemalige Bedienstete Burkharts, erzählt, was ihr durch den Kopf ging, als sich ein Journalist bei ihr gemeldet hat:

„Dass vor ein paar Tagen dieser Journalist angerufen und mich gebeten hat, mir über Paul Burkhart ein paar Gedanken zu machen, damit er mir Fragen zu ihm stellen könne, hat mich schon etwas durcheinander gebracht. Was will er wohl wissen? Zum Glück hat er sich noch nicht wieder gemeldet und hoffentlich wird er sich auch nicht mehr melden. Der alte Burkhart war eigentlich ein anständiger Mensch, ist ja nicht selbstverständlich bei seinem Reichtum.“

Und „uneigentlich“?

Es bleibt in der Schwebe, ob Steiner sich noch einmal bei Maria meldet und sie Gefahr läuft, ihm anzuvertrauen, was sie über den Unfall weiß.
Der Leser des Roman jedenfalls kann erst nach dem Lesen des letzten Kapitels die ganze Tragweite des Autounfalls ermessen. Geschickt gemacht!

Adrian Stokar, Einstürzende Gewissheiten, Dörlemann Verlag, Zürich 2016, 221 S., ISBN 978-3-03820-035-2

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