Aneinandervorbeisein

„Er wurde nicht von denen verstanden, die er liebte. Und gerade das hielt er nicht aus, dieses Aneinandervorbeisein mit denen, die er liebte. …
Das war, daß er nachts weinen konnte, ohne daß die, die er liebte, ihn hörten. Das war, daß er sah, daß seine Mutter, die er liebte, älter wurde und daß er das sah. Das war, daß er mit den anderen im Zimmer sitzen konnte, mit ihnen lachen konnte und dabei einsamer war als je. …
Das war dieses Aneinandervorbeisein mit denen, die er liebte, das er nicht aushielt.“
(aus: Wolfgang Borchert, Das Holz für morgen)
6 Gedanken zu „Aneinandervorbeisein“
Das Geschriebene hört sich sehr aktuell an!
Gruß von Sonja
Grundzug menschlicher Beziehungen?!
Ich hoffe doch nicht.
Liebe Grüße
Ein schöner, sehr berührender Textausschnitt ist das, ein Blick ins Innere eines Menschen, den es aus allen menschlichen Zusammenhängen katapultiert hat (wie das im Krieg vielen passiert, wohl auch Borchert passierte) und der nicht mehr ganz zurückfindet.
Dein eindrückliches Foto passt sehr gut zu der Stimmung, finde ich. Und sehr schöne finde ich es auch. :)
Liebe Grüße, Andrea
Es sind Gedanken eines Suizidalen, der den Gedanken dann aber verwirft, da er für die anderen für den nächsten Tag Holz holen muss, damit die nicht frieren müssen. …
Solidarität, Nächstenliebe als sinn-stiftend?
Liebe Grüße
Ein tragischer, traurig machender Text, weil man spürt, dass da nicht viel zu machen oder zu verbessern ist.
Einen lieben Abendgruss, Brigitte
Ja, ihn prägen das Aneinandervorbeisein und die damit verbundene Einsamkeit.
Mögen wir das verhindern, indem wir den, die anderen Wahrnehmen.
Herzliche Morgengrüße