
Claudia Gliemann, Ein Schlüssel für Mama

Nach „Papas Seele hat Schnupfen“ widmet sich Claudia Gliemann in diesem Kinderbuch einem Thema, das in ähnlicher Form sicher in vielen Familien zu beobachten (gewesen) ist: Arbeitslosigkeit aufgrund der Corona Pandemie und ihre seelischen Auswirkungen auf die Betroffenen und ihre Angehörigen.
In dieser Familie ist es die Mutter, die als Cellistin viel unterwegs ist und auswärts ihre Auftritte hat, während sich der Vater als Hausmann um die beiden Kinder kümmert.
Lethargisch sitzt sie auf dem Sofa und blickt nach draußen, wobei die jahreszeitlich unterschiedlichen Aussichten derselben Ansicht verdeutlichen, dass der Zustand der Mutter einer ist, der länger dauert. Ihren Kindern, die sich Gedanken und Sorgen um den veränderten Zustand der Mutter machen, erklärt sie ihre Situation so:
“ ‚Weißt du, ich fühle mich, als hätte in mir ein ganz heftiger Sturm geweht. Wie ein Orkan.
Und dieser Sturm, der hat ganz viele Bäume umgerissen. Und jetzt muss ich diese Bäume erst alle abtransportieren und neue Bäume pflanzen.‘
‚Dauert das noch lange?‘, habe ich Mama dann gefragt.
‚Ja, das dauert. Bäume wachsen nicht so schnell.‘ „
Wichtig ist ihr auch, ihrer Tochter zu verdeutlichen, dass sie weder die Ursache dieses Zustandes ist, noch Schuld daran trägt. Und ihr Vater sagt ihr explizit, dass es auch nicht in ihrer Verantwortung liegt, „dass Mama wieder fröhlich wird.“
Wichtige Informationen für Kinder, die sich nämlich schnell für das Wohl ihrer Eltern verantwortlich bzw. schuldig fühlen. Der „Schlüssel“ ihrer Besserung liegt im wahrsten und im übertragenen Sinne in einem kleinen Schrebergarten, in dem sich die Mutter nun öfter aufhält als auf dem heimischen Sofa. Zudem fährt sie wieder mit ihrem Rennrad, schreibt neue Lieder und macht auch wieder Musik.
Claudia Gliemann beschreibt in sehr einfachen Worten und Sätzen einen sehr komplizierten Sachverhalt: Auswirkungen von Sinnlosigkeit im Leben eines Erwachsenen, in diesem Fall ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Für erwachsene LeserInnen sicher zu einfach „gestrickt“, doch für Kinder nachvollziehbar, zumal auch „Lösungsstrategien“ aufgezeigt werden, wie jemand – in diesem Fall die Mutter – mit Krisen umgeht, um diese letztendlich zu überwinden.
Die Illustrationen von Natalia Bzdak gefallen mir, machen sie doch in vielen kleinen Abbildungen deutlich, was die jeweiligen Familienmitglieder auszeichnet, womit sie sich beschäftigen, was ihnen wichtig ist. Die Proportionen der beiden unterschiedlich alten Kinder scheinen mir allerdings nicht angemessen berücksichtigt zu sein. Die Abbildungen auf dem Cover, die unterschiedlichen Schrifttypen sind mir zu zahlreich, wirken auf mich unübersichtlich und unklar. Ein Eindruck, der sich in den Illustrationen des Textes zum Glück nicht fortsetzt. Dort schafft Natalia Bzdak – es ist ihre erste Buchillustration – in der Fülle der Abbildungen dennoch Klarheit und Übersichtlichkeit zu vermitteln.
Claudia Gliemann, Ein Schlüssel für Mama, illustriert von Natalia Bzdak, Monterosa Verlag, Karlsruhe 2021, o. Seitenangaben, ISBN 978-3-942640-14-5
2 Gedanken zu „Claudia Gliemann, Ein Schlüssel für Mama“
Fein, dass du für uns solche Trouvaillen aufspürst und besprichst.
Lieben Dank und Gruss,
Brigitte
Immer wieder gern.
Ich lese halt gern,
und das nicht nur für mich.
Deshalb schreibe ich Rezensionen. Manche Bücher haben m.E. halt viele LeserInnen verdient.
Herzliche Grüße