Duzen oder Siezen?
Hier im Ruhrgebiet gibt es noch etwas Zwischen Duzen und Siezen: Die 2. Person Plural.
Da wird man dann in einem Restaurant gefragt: „Habt ihr schon gewählt?“
Soweit so gut.
Doch dann fragt die sehr junge Kellnerin, die von mir und meiner Freundin gesiezt wird, meine Freundin, die noch älter ist als ich:
„Was möchtest du trinken?“
Wir beide schauen uns an und denken: Ups, was ist denn das?
Wir siezen sie weiter und sie duzt uns durchgängig.
Irgendwie fühlte sich das nicht wirklich stimmig an.
Mittlerweile bin ich es ja schon gewohnt in sozialen Medien, in der Werbung, bei diversen, sich modern suggerierenden Firmen geduzt zu werden. Da nehme ich es nicht persönlich, da für mich erkennbar ist, dass ich letztendlich nicht gemeint bin, es eher eine Firmenstrategie ist, die Nähe, Kundenfreundlichkeit etc. suggerieren soll. Hilft bei mir allerdings nicht, denn ich schaue eher darauf, ob der Service wirklich kundenfreundlich und zugewandt ist oder nicht. Da kann mir das Geduze auch nicht imponieren.
Doch in einem Restaurant, in Geschäften, in denen ich das Personal ja auch nicht duze, egal ob sie jünger sind als ich oder nicht – mittlerweile sind sie das allerdings durchgängig – möchte ich nicht von Menschen geduzt werden, die ich nicht kenne, zu denen ich keine wie auch immer nähere Beziehung habe.
Dass sich das mit der Zeit ändern kann, dafür bin ich dann offen.
Angesprochen habe ich die Kellnerin darauf (noch) nicht, weil ich mich erst selbst sortieren musste.
Für mich ist ein „Du“ immer noch Ausdruck einer bestimmten Nähe und Vertrautheit, ein „Sie“ Ausdruck von Höflichkeit und Respekt.
In „Deutschlandfunk Kultur“ kann man unter dem Titel: „Heute schon geduzt worden?“ Über falsche Vertraulichkeit einen Artikel lesen:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/duzen-siezen-anrede-100.html
Ja, für mich fühlt sich das Duzen mir fremder Menschen falsch an. Egal, ob das nun als altmodisch, oldschool, verschroben oder hochnäsig eingeordnet wird oder nicht.
10 Gedanken zu „Duzen oder Siezen?“
Darüber haben wir uns hier am Tisch in den letzten Wochen auch immer wieder unterhalten. Unser Fazit: es ist einfach eine Generationensache. Die Jüngeren machen das nun einfach so – weil es sich für sie richtig anfühlt.
Für mich nicht immer – da geht es mir genauso wie dir.
Sonntagsgrüße von Ellen
Dann stellt sich die Frage, wer sich auf wen einstellt ;)
Ich konnte es ihr irgendwie dann auch lassen. Das Essen hat’s mir jedenfalls nicht verdorben.
Wünsche dir einen genesenden Sonntag mit guten Aussichten auf Besserung.
Herzliche Grüße
das ist immer so eine sache mit den (be)deutungen.
ich würde das ja als kompliment auffassen, oder zumindest als den versuch eines kompliments, nämlich dass sie euch nicht als „alte/ältere“ anreden wollte, sondern als gleich wie sie: jung. quasi das aufheben der altersschranke.
ich mag das – viel störender empfinde ich es, wenn mich ein älterer mann (es sind immer männer, sie so drauf sind) duzt.
– okay, dieses problem eliminiert sich zunehmend von selbst :))) , aber so lang ist es ja doch noch nicht her, dass mir dieses (herablassende, mir diewelterklärende) duzen gelegentlich vermitteln sollte, wo ich stehe. nämlich unter dem duzenden.
liebe grüße.
andrea
Du als Aufhebung der Altersschranke und das dann als Kompliment?
Ich weiß nicht. Darüber müsste ich erst noch einmal nachdenken. Der Altersunterschied zwischen uns ist unübersehbar gewesen ;)
Da beißt die Maus den Faden nicht ab.
Das ältere Männer mich einfach duzen, ist mir noch nicht untergekommen – wie unterschiedlich doch Erfahrungen und dann auch ihre Deutungen und Bewertungen sind.
Interessant.
Liebe Grüße
Hier im Kurheim bin ich die älteste Mutter und viele siezten mich. Das fand ich abträglich zur Gemeinschaft und als alle auch du zu mir sagten, fühle ich mich dazugehörig.
Generell möchte ich aber nicht ungefragt geduzt werden und sage das dann auch. Hat sicherlich nichts mit Respekt zu tun, eher was mit Höflichkeit und ist garantiert eine Generationenfrage.
Das ist für mich eine nicht vergleichbare Situation. Ich kenne auch Seminare, Kurse, in denen man sich duzt. Damit habe ich kein Problem. Das ist ja dann auch eine gemeinsame Vereinbarung. So wie ich grundsätzlich Schüler in der Oberstufe habe bestimmen lassen, ob sie von mir geduzt oder gesiezt werden wollten. Ich wollte es nur einheitlich handhaben können, alles andere wäre mir dann zu kompliziert gewesen. Es war nie ein Problem.
Herzliche Grüße in die Nacht.
Das ist ein sehr spannendes Thema!
Mir fällt das Duzen von Seiten mancher Mitarbeiter*innen in Lokalen oder Geschäften ebenfalls auf. Das ist auch bei uns inzwischen sehr hip, aber eben erst seit geraumer Zeit. Früher undenkbar!
Mich persönlich stört’s meistens nicht, auch dann, wenn Kellner*innen oder Verkäufer*innen bedeutend jünger sind.
Allerdings: So, wie Andrea es formuliert hat, ich mag es nicht, von älteren Männern geduzt zu werden. Das kommt zumindest bei den mir bekannten komplett herablassend daher. Ich bleibe da beim konsequenten SIE.
In meiner Berufsbranche ist es völlig undenkbar, per SIE zu sein. Der soziale Bereich arbeitet weitgehend auf der DU-Ebene – und das kann ich durchaus nachvollziehen. Selbst in den Seniorenhäusern meiner Eltern ist es häufig ein gegenseitiges DU, von den Pflegekräften zu den alten Menschen, wie von den Alten zu den jungen Mitarbeiter*innen. Ich bin erstaunt, wie offen mein Vater da ist, das hätte ich früher nicht für möglich gehalten. Bei meiner Mama ist das DU typisch, sie ist sehr vertraut unterwegs.
Mir wird im öffentlichen Verkehr oft schon ein Sitzplatz angeboten – und darüber freue ich mich definitiv :-) Mein Partner war da anfangs eher wenig begeistert, fast schockiert.
Ganz liebe Grüße in den Norden!
Ich wollte das Thema sicher nicht auf alle Lebensbereiche bezogen wissen und damit generalisieren.
Manchmal kann ich es auch einfach hinnehmen. Vielleicht hängt es auch von der Art des Menschen ab, wie er das Du benutzt. Ich werde mal in Zukunft darauf achten, wann es mir unangenehm ist und als unhöflich erscheint.
Herzliche Grüße
Ziemlich heikel, diese Frage.
Manchmal tue ich mich auch schwer damit oder bin konsterniert, wenn jemand einem das Du aufdrängen will.
Ermessenssache ist es auf jeden Fall. Und mir ist ein Sie zuviel und zu lange lieber als ein Du, bei dem es mir unangebracht scheint…
Einen lieben Gruss,
Brigitte
Du fasst es noch einmal knapp zusammen und bringst es auf den Punkt.
ein Du in einer solchen Situation ist für mich eher Ausdruck einer Distanzlosigkeit als für Nähe.
Hab einen angenehmen Start in die neue Woche.
Herzliche Grüße