Zeche Zollverein – UNESCO Welterbe

Zeche Zollverein – UNESCO Welterbe

Vielleicht sollte man öfter Besuch einladen, um die eigene Gegend wieder einmal oder auch neu zu entdecken. Die Zeche Zollverein, ein UNESCO Kulturerbe hat so einiges zu bieten: Museen, Restauration eine gut sortierte Buchhandlung, und diverse Führungen zu diversen Themen, die u.a. einen Eindruck von der früheren Kohleproduktionsstätte Zeche Zollverein vermitteln wollen.

Die Dimensionen der Gebäude, die Menge der täglich produzierten Kohle, die Anzahl der Arbeiter – unfassbar, vor allem die Arbeitsbedingungen, die zum Teil durch ausgestellte Fotos sichtbar werden: Kohle sortieren ohne Handschuhe von Bergarbeitern, die unter Tage nicht mehr eingesetzt werden konnten, weil sie körperlich dazu nicht in der Lage waren, aber noch keine Rente beziehen konnten – …

Ganze Generationen haben vom Bergbau gelebt, das Ruhrgebiet zu dem gemacht, was es einmal war. Auch die Vorfahren unseres Führungsleiters. Nur sein Sohn macht nun eine Ausnahme:
„Er macht einen auf Schreibtisch!“

Mittlerweile sind die Zechen geschlossen, der Strukturwandel hat eine gesamt Region verändert. Zechen sind nun Ausstellungs- und Begegnungsstätten, in denen zum Teil Vorstellungen der Ruhrfestspiele und auch der Ruhrtriennale stattfinden.

Einige Ausstellungsstücke ließen aber auch Kindheitserinnerungen hochploppen, etwa an den schmierigen Ruß, der an manchen Tagen alles überzog, an den Eindruck, durch die Hölle zufahren, wenn wir aus dem Urlaub kommend wieder ins Ruhrgebiet zurückkamen, und gerade ein Hochofenabstich vorgenommen wurde, der den Himmel flammendrot werden ließ.

Kohle wurde vor die Häuser geschüttet, im Kohlenkeller eingelagert und mit Schütten in die jeweiligen Wohnungen getragen, in denen nur einige Räume beheizbar waren.
Eine Zentralheizung war damals noch nicht die Regel.

Die Gleichberechtigung der Frauen stand schon auf dem Papier, war zwar im Grundgesetzt verankert. Aber die damalige Wirklichkeit sah – nicht nur auf Zechengeländen – allerdings noch sehr anders aus.

Die Bilder dieser Zeche Zollverein in Essen lassen nicht im mindesten die „Knochenarbeit“ und den Lärmpegel der damaligen Arbeitsstätte erahnen.
Die Renovierung und Umwandlung der Gebäude könnte eine Ästhetisierung bewirken, die das, was war verdecken. Dennoch finde ich es sinnvoll, diese Erinnerungsstätten zu bewahren und ihnen letztendlich eine neue, zeitangepasste Funktion zu ermöglichen.

4 Gedanken zu „Zeche Zollverein – UNESCO Welterbe

  1. Höchst spannend ist diese Verwandlung eines früheren Bergbau- und Kohleabbaugebietes in die heutige Zeit mit viel Kultur und gebührendem Respekt vor den noch verbleibenden „Denkmalen“ der damaligen Zeit.
    Danke für diese schöne Dokumentation.
    Und lieben Abendgruss in den 1. Juni,
    Brigitte

    1. Gern.
      Ich selbst bin immer wieder fasziniert und begeistert, dass Gebäude dazu beitragen, das Bewusstsein dafür wachzuhalten, dass Generationen vor uns dazu beigetragen haben, dass wir heute so leben können, wie wir leben. Ohne uns des Nachdenkens zu entheben, ob es ein „Weiter so!“ sein soll oder nicht doch auch über den Umgang mit den Ressourcen unserer Erde anders nachgedacht werden muss.
      Wie auch immer: Ich grüße herzlich zurück.

  2. Danke für diesen informativen „Ausflug“!
    Das Problem der Ästhetisierung stellt sich ja oft, eigentlich immer, wenn man etwas in einer bestimmten Form bewahren will.
    (Komisch eigentlich, dass das Leid einen Hang zum Verschwinden hat. Oder andersherum gedacht: dass Zeitenlauf und Natur den Hang haben, das Leid vergessen zu machen, bzw. zu überwuchern, abzumildern, abzuschleifen, usw. )
    Liebe Grüße, Andrea

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