
Bruder

In den Cafés drängt sich die laute Menge,
Kaum ist mehr Platz an einem einz’gen Tisch,
Ein lachendes, ein jauchzendes Gedränge,
Aus allen Augen springt ein Lachen frisch.
Sie alle haben Freunde und Geliebte,
Ein jedes Wort hat frohen Widerhall,
Nichts gibt’s, was nicht den andern auch betrübte,
Es gibt kein Einsamsein in Lust und Qual.
Ich spähe durch das freudige Gedränge:
Wo ist der Kummer, der mir Bruder sagt?
Da seh ich, wie die froh geschwätz’ge Menge
Still lächelnd Tod unsichtbar überragt.
(Rudolf Ditzen)
4 Gedanken zu „Bruder“
Es ist gar nicht so einfach, dieses Gedicht zu verstehen, aber die Melancholie, die daraus – mitten im fröhlichen Miteinander – spürbar wird, gefällt mir.
Danke für Text und Bilder und lieben Gruss,
Brigitte
Gern, habe gerade herausgefunden, dass Hans Fallada als Rudolf Wilhelm Ditzen geboren wurde.
Liebe Grüße
Genau, Hans Fallada, habe es auch grad herausgefunden!
Eine sonderbare Übersicht in dem Gedicht, aber gut!
Gruß von Sonja
Sonderbarkeiten finde ich immer mal etwas Anderes.
Herzliche Abendgrüße