Der Brand

Der Brand

Nur Zufall … Bleiern lag Berlin
im Abendlichte Dach an Dach;
trüb sah sie in das Feuer,
das drüben aus dem Giebel brach.
        Die Flammen zuckten.

Im Rahmen meines Fensters,
so stand sie schwarz und stumm vor mir;
und im Nebenzimmer spielte
eine blasse Frau Clavier.
        Drüben wühlte die Glut.

Die blasse Frau war meine,
und Diese stand so nah und hold;
flimmernd säumte der rote Schein
die lieben Locken mit dunklem Gold
        und Funkengestiebe.

Es zog mich hoch: ich mußte,
ich wollte sie an mich ziehn.
Eine große trübe Wolke Rauch
kroch über ganz Berlin;
        die Flammen erstickten.

Ich stand mit scheuen Händen,
das Spiel dort klang so seelenklar;
und oben über der Wolke glomm
und zitterte so wunderbar
        ein blasser Stern …

(Richard Dehmel)

Ein Gedanke zu „Der Brand

  1. Oh, ist das traurig in Wort und Bild!
    Und an so vielen Orten bittere Realität, vor allem in den Kriegsgebieten.
    Und wir in banger, relativer Sicherheit.
    Einen herzlichen Gruss, Brigitte

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