
Eisblumen

Das unfruchtbare Eis, kalt, panzerglatt,
Verhärtet Leben, das dem Tode dient,
Der sich, der Farblose, mit ihm umschient –
Das Eis, das keine Seele hat,
Das unbewegte, allen Lebens Bann:
Das starre Eis selbst ist nicht tot.
In ihm auch wirkt gestaltendes Gebot,
Der Schönheit Triebkraft ward auch ihm:
Es setzt geheimnisvolle Blüten an,
Und Schwingenrispen, wie dem Seraphim
Gefiederüppig sie aus Schulternrund,
Gekraust, geschwungen, tausendförmig und
In tausend Formen eine Form, entsprießen,
Siehst du im Eis nach innerstem Gesetz,
Ein wunderbares Bild, zusammenschießen.
Die ärmste Scherbe trägt ein Wundernetz,
Und alles gleißt von Wundersilberfliesen.
Sieh, Mensch, mit Andacht diesem Wunder zu
Und glaub ans Leben! Überall sind Triebe.
Es ist kein Wahn: Im Tode selbst ist Liebe,
Und neues Werden und bewegte Ruh.
(Otto Julius Bierbaum)
2 Gedanken zu „Eisblumen“
Eis und Frost – ja, selbst darüber kann man trefflich philosophieren, wie Herr Bierbaum mit seinem Poem beweist.
Und die Schönheit ist überall zu finden, wie deine beeindruckenden Fotos belegen.
Einen lieben Gruss in den vierten Adventssonntag,
Brigitte
Der Frost hat offensichtlich magische Kräfte der Veränderung.
Wünsche dir einen gemütlichen 4. Advent. Liebe Grüße aus dem winterlichen Speckhorn.