
Sehnsuchtslied

Leise schlägst in deinem Lied du einen Ton an –
und dir ist, als fehlte noch etwas.
Und du suchst verwirrt bei allen Tönen,
ob sie dir nicht sagen können,
wo’s zu finden, wo und wie und wann …
Doch der eine ist zu blaß
und zu lüstern ist der zweite
und der dritte ist so voll mit Weite –
viel zu voll.
Du suchst lange – Moll und Dur und Moll
werden lebend unter deinen Händen.
Und dann schlägst du plötzlich eine Taste an,
und – es kommt kein Ton.
Und das Schweigen ist dir wie ein dumpfer Hohn,
denn du weißt es plötzlich ganz genau:
Dieser fehlt dir. Wenn ihn deine Hände fänden,
fiele ab von deinem Lied der Bann,
wär‘ das Ende nicht mehr leer und grau.
Und du rührst und rührst die Taste –
fragst dich, wo hier wohl die Hemmung liegt,
suchst, ob nicht doch deiner Hände Weiche siegt,
deine Augen betteln voll Verlangen.
Kein Ton kommt. Einsamkeit bleibt nun zu Gaste
in dem Lied, das dir so schwer und süß gereift.
(Selma Meerbaum-Eisinger)
4 Gedanken zu „Sehnsuchtslied“
Ja … zu übertragen auf viele Situationen… ich wünsche dir ein besinnliches 2. Adventswochenende.
lieben Gruß von Ellen
Mache ich mir:
Bücher, Tee sind ausreichend vorhanden. Jetzt gilt es noch, sie in Ruhe zu genießen.
Liebe Grüße
Ein wunderbares, tieftrauriges Gedicht.
Ich nehme es mit in den Tag.
Lieben Dank und Gruss,
Brigitte
Aber nicht traurig werden ;)
Herzliche Grüße und dir ein angenehmes Wochenende.