Die Unbesungenen

s gibt Gräber, wo die Klage schweigt,
Und nur das Herz von innen blutet,
Kein Tropfen in die Wimper steigt
Und doch die Lava drinnen flutet;
’s gibt Gräber, die wie Wetternacht
An unserm Horizonte stehn
Und alles Leben niederhalten,
Und doch, wenn Abendrot erwacht,
Mit ihren goldnen Flügeln wehn
Wie milde Seraphimgestalten.
Zu heilig sind sie für das Lied,
Und mächt’ge Redner doch vor allen,
Sie nennen dir, was nimmer schied,
Was nie und nimmer kann zerfallen;
O, wenn dich Zweifel drückt herab,
Und möchtest atmen Ätherluft,
Und möchtest schauen Seraphsflügel,
Dann tritt an deines Vaters Grab!
Dann tritt an deines Bruders Gruft!
Dann tritt an deines Kindes Hügel!
(Annette von Droste-Hülshoff)
2 Gedanken zu „Die Unbesungenen“
Diese wunderfeinen Droste-Zeilen mag ich sehr.
Und auch das spezielle „ERBBEGRAEBNIS“ mit einem S zuviel passt sehr gut zu „Allerheiligen“.
Was ein Erbbegräbnis sein soll, kann ich allerdings nur vermuten: vielleicht ein Familiengrab?
Lieben Abendgruss,
Brigitte
Mit deiner Vermutung hast du fast Recht.
Es ist das vererbte Recht einer Familie, ihre Mitglieder dort beerdigen zu können.
Bei dem S hat sich wohl einer mit der „neuen“ Rechtschreibung vertan?!
Novembrig graue, aber herzliche Grüße