günter abramowski, das leichte ist im schweren

Wer sich im Alleinsein, im Schmerz, in der Einsamkeit befindet, gestrandet ist, sieht sich existentiellen Fragen ausgesetzt. Der fragt sich, wer er ist, wo und wie er Halt findet:
im schmerz
ich bleibe mir
verzehre den schmerz
firewall in endlosigkeit
singe durch mich
allesfressendes auge
allem leid bin ich fassungslos
Der schafft es vielleicht – zumindest im Gedicht – aber auch zu erfahren:
leichtigkeit ist ein niveau
das unten hab ich aufgehoben
lege mir den grund nach oben
alle dinge ziehn herauf
die tiefe in den himmel heben
erleichtert mir des lebens schwere
„leichtigkeit als perspektive“ ist sicher eine Möglichkeit, dem Schmerz, welcher Art auch immer, zu begegnen, mit ihm umzugehen, denn „denken allein hilft nicht weiter“, wenn
in deiner enge
verwahrt sich dein herz.
Dieser Gedichtband Abramowskis gibt einem (lyrischen) Ich Ausdrucksmöglichkeiten während seiner Suche nach neuen Wegen, mit dem Alten, den fesselnden Gedanken, dem Schmerz, dem Leid umzugehen
wachsam
unser leben wagen
still aus unsren fesseln gleiten
aus den gedanken die uns binden
einen neuen weg beschreiten
werden uns zusammenfinden
dort in unserem lebensgarten
Deutlich wird, dass
suchen eröffnet
die möglichkeit eines verstecks
Mögliche Wege dahin werden thematisiert: erinnern, im Moment verweilen oder eher die Zukunft, die noch verbleibende Lebenszeit ins Visier nehmen? Antworten muss jedes Ich selbst finden. Das als Anspruch, als Anforderung Lyrik gegenüber zu haben, wäre sicher vermessen. Ein Impuls ist sicher, „das leichte im schweren“ zu suchen und die Zuversicht des Autors:
niemand
ist zu dumm
sich zu finden
Mit ihm und seinen Gedichte kann man sich auf jeden Fall auf die Suche begeben, in einen inneren Dialog kommen, der sicher aktuell – in den ab heute verschärften Lock-down – bei dem einen oder anderen den Dialog mit einem Gegenüber wird ersetzen müssen.
günter abramowski, das leicht ist im schweren. gedichte, elbaol verlag hamburg, 128 S., ISBN 978-3-939771-78-4
2 Gedanken zu „günter abramowski, das leichte ist im schweren“
Das ist für mich eine Neuentdeckung. Ich kannte den Autor bisher nicht.
Spannend. Ja, „denken allein hilft nicht weiter“.
Wir müssen auch handfester mit dem Leben zurecht kommen.
Danke für die Besprechung und lieben Gruss in die neue Woche,
Brigitte
Ich habe von ihm bereits einen Gedichtband besprochen – ist aber schon ein Weilchen her ;)
herzliche Grüße und einen guten Start in die neue Woche.