Selma Lagerlöf, Roberta Bergmann, Herrn Arnes Schatz

Selma Lagerlöf, Roberta Bergmann, Herrn Arnes Schatz

„Herrn Arnes Schatz“ ist eine der Neuerscheinungen des Kunstanstifter Verlages in diesem Herbst. Es ist eine von Roberta Bergmann bebilderte Ausgabe der bereits 1904 erschienen Erzählung von Selma Lagerlöf, der schwedischen Schriftstellerin, die als erste Frau den „Nobelpreis für Literatur“ bekommen hat.

„Herrn Arnes Schatz“ erzählt die Geschichte eines mörderischen Raubüberfalls im 16. Jahrhundert in Bohusland, bei dem der Schatz Herrn Arnes, Pfarrer von Solberga, geraubt, sämtliche Bewohner und Gäste des Pfarrhofes ermordet und das Gebäude in Flammen gesetzt werden. Die Mörder können fliehen, werden erfolglos verfolgt und jeder im Dorf glaubt, dass sie entkommen konnten.

Nur ein „armes, elternloses Kind, das Herr Arne bei sich auf dem Pfarrhof aufgenommen hatte“ überlebt. Elsalill, so der Name der Überlebenden, wird die Aufgabe zuteil, die Mörder zu überführen. Sie begegnet ihnen das erste Mal auf den Landungsbrücken, wo sie als Waise für ihren Unterhalt mit den Fischfrauen arbeiten muss.

(© Roberta Bergmann, Kunstanstifter Verlag)

Sie erzählt den Unbekannten vom Überfall auf den Pfarrhof, ohne die drei als schottische Edelmänner auftretenden Räuber als die gesuchten Mörder zu erkennen. Einem der Drei, Sir Archie, ist sie sehr zugeneigt, weil er ihr ausgesprochen höflich begegnet. Sie verliebt sich sogar in ihn. Und genau der ist der Mörder ihrer Pflegeschwester. Für sie in jeder Hinsicht eine Katastrophe.

Es ist eine traditionell, linear erzählte, nach dramaturgischen Aspekten aufgebaute Geschichte, in der die Mörder – mit Gottes Hilfe und Unterstützung, wie die Bewohner des Landstriches meinen – auf sehr mysteriöse Art und Weise verfolgt werden. Denn die ermordete Enkelin des Pfarrers findet in ihrem Grab keine Ruhe und tritt als unsichtbarer, aber zu erlebender Geist auf und lenkt die Geschicke auf Erden, so ist z.B. sie immer in der Nähe ihres Mörders:

Elsalill sah Sir Archie zu einer der Säulen starren, die das Gewölbedach stützten. Und nun sah sie, was sie bis dahin nicht bemerkt hatte, dass an ebendieser Säule ihre Pflegeschwester stand und Sir Archie ansah. Sie stand reglos an die graue Säule gepresst da und war in ihrem grauen Gewand davor kaum zu erkennen. … ‚Ich sehe sie immerzu. Sie folgt mir auf Schritt und Tritt‘, sagte er.
Er saß der Säule zugewandt und starrte an die Stelle, wo die Tote stand. Aber Elsalill begriff, dass er die Tote nicht sah. Er sprach nicht von dem Schatten an der Säule, sondern von einem Schatten, der sich in seinen Gedanken eingenistet hatte.“

Roberta Bergmann bebildert diese dramatische Geschichte und fängt vor allem die seelischen Nöte der Betroffenen und die hinter einer harmlosen Gesichtsfassade steckende Brutalität der drei „schottischen Edelmänner“ ein. Sie können letzten Endes überführt werden, weil ihr Schiff das einzige ist, das noch im Eise feststeckt.

(© Roberta Bergmann, Kunstanstifter Verlag)

Selma Lagerlöf, Roberta Bergmann, Herrn Arnes Schatz, a.d. Schwedischen v. Maike Dörries, Kunstantifter Verlag, Mannheim 2019, 131 S., ISBN 978-3-942795-81-4

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