Vogel und Fisch verlieben sich
Delia, eine Schwarze, und Dr. David Strom, ein nach Amerika emigrierter Jude, verlieben sich und wollen heiraten, in einem Amerika, in dem Gesetze in ein einigen Bundesstaaten die Heirat zwischen Schwarzen und Weißen noch verbieten. “ ‚Ihr seht stark aus, ihr zwei zusammen. Als ob ich euch schon viel länger kennt.‘ Intuitiv hat ihre Mutter diese unglaubliche Wahrheit erfasst. … Der Vogel kann sich in den Fisch verlieben, und aus keinem anderen Grunde als dem, dass sie beide so erstaunt darüber sind, jeder in seinem blauen Element. ‚Das ist ja das Verrückte, Mama….‘ ‚Das ist gut… Ihr werdet euren Vorsprung noch brauchen‘ „
Beide, Vogel und Fisch, glauben, dass “ Familie eine stärkere Kraft sein konnte als Hautfarbe.“ Gemeinsam ist ihnen die Liebe zur Musik, die sie ihren Kindern, vor allem ihren beiden Söhnen vererben, die gefragte Musiker werden. Die Schwester geht einen anderen Weg. Sie wird Mitglied der „Black Panther“.
Richard Powers gelingt es, in seinem Roman „Der Klang der Zeit“ ein atemberaubendes Porträt nicht nur dieser Familie zu zeichnen, sondern gleichzeitig die Geschichte der Rassendiskriminierung Amerikas von den Anfängen der dreißiger bis in die neunziger Jahres des letzten Jahhunderts mit ihren ganz konkreten Auswirkungen für diese Familie fassbar zu machen. Ein Roman, der gleichzeitig Einblicke in das Wesen von Zeit und Musik gibt und deutlich macht, dass Naturwissenschaften und Musik keine politikfreien Räume oder Inseln sind. Ein Roman, der die Musikalität von Sprache spürbar werden lässt, also gewissermaßen selbst Musik ist.
Es ist ein Roman, der eigentlich nicht zu besprechen ist, den man lesen muss – auch wenn er 750 S. (und eine 14 seitige Zeittafel) hat. Ich schließe mich dem Urteil Elke Heidenreichs an: ein wunderbares Buch.
Richard Powers, Der Klang der Zeit, Frankfurt/M, 8. Auflage 2006, 765 S., ISBN 13 :978 3- 596 15971 0
Ein Gedanke zu „Vogel und Fisch verlieben sich“
Danke, wunderbar, mein nächstes Lesebuch
Liebe Grüsse Anneka