Andreas Altmann, Dies beschissen schöne Leben

Andreas Altmann, Dies beschissen schöne Leben

Andreas Altmann bezeichnet sich selbst als einen „Davongekommenen“, der als Reporter nicht die Wahrheit berichtet.
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Sondern „jene Wirklichkeit, an die ich mich erinnere. Immerhin bin ich verwegen genug und unterschlage nicht meine Abstürze, ja Mittelmäßigkeiten und Feigheiten. Ein ‚Lebenshilfebuch‘ ist es wohl nicht geworden. Betrug, schwerer Diebstahl, Impotenz, misslungene Nähe, Homosex, Drogen, Hysterie, AIDS, Liebesunfähigkeit. Wer will sich das zumuten?“

Ja, wer will sich das zumuten? Zumindest Menschen, die mit ihm die Liebe zu Büchern, zur Literatur – seine Reportagen sind gespickt mit Zitaten – zur deutschen Sprache, vor allem aber zum eigenständigen und eigenwilligen Leben in all seiner Bandbreite teilen. Menschen, die nicht mir moralisch konventionell dekorierten Brillen aufs Leben schauen, sich als Teil der so verbreiteten „Wohlfühlgesellschaft“ empfinden.

Die sollten die Finger davon lassen, es sei denn, sie wollen sich moralisch auf der richtigen Seite wissen, sich empören, sich aufregen, weil der Blutdruck zu niedrig ist.

Ich mag nicht alles, über das er schreibt, (muss ja auch nicht) vieles stimmt nicht nicht meiner Sicht aufs Leben überein – wahrscheinlich bin ich für ihn auch nur Wohlstandstussi – doch veranlasst mich, seine Art zu leben, immer aufs Neue, darüber nachzudenken, ob ich „richtig“ lebe.

Vor allem aber gefällt mir, wie er schreibt: eigenständig, eigenwillig, klar, rotzfrech, mit Leidenschaft und Sprachwitz, immer wieder Neologismen verwendend, die mich staunen lassen, ob der Sprachgewalt und Sprachmächtigkeit, die darin zum Ausdruck kommen. Herrlich! Und auf jeden Fall lesenswert! Wie auch seine anderen Bücher.

Andreas Altmann, Dies beschissen schöne Leben, Geschichten eines Davongekommenen, München, Zürich 2014, 251 S., ISBN 978-3-492-30524-2

3 Gedanken zu „Andreas Altmann, Dies beschissen schöne Leben

  1. Habe fast alle seine Bücher gelesen. Ihn gesehen in ein paar TV-Sendungen, da kam er mir stets „a-sozial“ vor, nicht an Gegenübern interessiert. Auch im Buch über seine Beziehungen zu Frauen kräuselten sich ab und zu meine Fußnägel und es nervte mich sein ständiges Ichichich…
    Den Schreibdreh hat er raus, an Intensität kaum zu schlagen. Ein Mensch, der seine Vielschichtigkeit lebt und ausdrückt.
    Gruß von Sonja

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