Abenddämmerung – die letzte in diesem Jahrzehnt

Eine runzelige Alte,
schleicht die Abenddämmerung,
gebückten Ganges
durchs Gefild
und sammelt und sammelt
das letzte Licht
in ihre Schürze.
Vom Wiesenrain,
von den Hüttendächern,
von den Stämmen des Walds,
nimmt sie es fort.
Und dann
humpelt sie mühsam
den Berg hinauf
und sammelt und sammelt
die letzte Sonne
in ihre Schürze.
Droben umschlingt ihr
mit Halsen und Küssen
ihr Töchterchen Nacht
den Nacken
und greift begierig
ins ängstlich verschlossene
Schurztuch.
Als es sein Händchen
wieder herauszieht,
ist es schneeweiß,
als wär es mit Mehl
rings überpudert.
Und die Kleine,
längst gewitzt,
tupft mit dem
niedlichen Zeigefinger
den ganzen Himmel voll
und jauchzt laut auf
in kindlicher Freude.
Ganz unten aber
macht sie einen großen,
runden Tupfen –
das ist der Mond.
Mütterchen Dämmerung
sieht ihr mit mildem
Lächeln zu.
Und dann geht es
langsam
zu Bette.
(Christian Morgenstern)
6 Gedanken zu „Abenddämmerung – die letzte in diesem Jahrzehnt“
Danke.
Immer wieder gern ;)
Auch von mir ein Danke für diesen schönen Post und all die anderen Anregungen während des vergangenen Jahres.
Auf das neue Jahr! Und auf weiteren schönen Austausch im Netz!
Lieben Gruss,
Brigitte
Ich danke euch auch – es ist halt gegenseitiger Austausch, Impulsgebung und Inspiration.
Mit ein Grund weshalb ich nicht aufhöre.
Guten Start!
dieses gedicht von der
– runzligen alten –
das gefällt mir ausnehmend gut
wo hast du es nur gefunden
bist du morgenstern fan
liebe grüße
rosadora
Ich bin kein ausgesprochener Morgensternfan.
Manchmal habe ich Bilder und suche passende Texte, Gedichte dazu.
Manchmal ist es umgekehrt. Fündig werde ich an vielen Stellen, wenn ich die Augen aufhalte ;)
Liebe Grüße