Schluss mit der Sünde. Das Christentum als Lebenslehre

Schluss mit der Sünde. Das Christentum als Lebenslehre

Heute Morgen habe ich mal wieder mit Interesse die Sendung Lebenszeichen gehört: „Schluss mit der Sünde. Das Christentum als Lebenslehre“. Klaas Huizing, ein evangelischer Theologe aus Würzburg möchte eine Theologie entwickeln, die eine Ahnung vermittelt, wie Leben gelingen kann.
„Wir brauchen eine Theologie, die lebensweltkompatibel ist, die mit beiden Beinen im Leben steht und nicht mit einer dogmatischen Brille durchs Leben läuft.“

Mit dieser dogmatischen Brille bin ich quasi auf die Welt gekommen, musste notgetauft werden – so zumindest das Narrativ in meiner Ursprungsfamilie – um nicht als „Heidenkind“ in die Hölle zu kommen. Der Erbsünde konnte ich dennoch nicht entkommen, die hatte man, weil man Mensch war, der immer Gefahr lief, in der Hölle oder zumindest im Fegefeuer zu landen, mit der Option, nach einer bestimmten „Grillzeit“ doch noch in den Himmel zu kommen, quasi ins Paradies, aus dem wir in Urzeiten vertrieben wurden. Eine solche Theologie habe ich nie verstanden, wohl aber gemerkt, welchen Druck, welche Angst sie vermittelte, mit dem Ziel ein braves Kind zu werden, das keine Widerworte gab, da Eltern ja Stellvertreter Gottes auf Erden waren.

Dass wir heil auf die Welt kommen, alles in uns haben, was wir brauchen, das haben die sogenannten Erzieher in Form von Eltern, Kindergärtnerinnen, Lehrern, Geistlichen gründlich ausgetrieben – bis auf wenige Ausnahmen u.a. mein „Oppa“ und auch meine Volksschullehrerin, die ich als gütig und zugewandt erlebt habe, die mich sein ließen, eine Erfahrung, die ich erst jetzt vollumfänglich würdigen kann und für die ich zutiefst dankbar bin, hinterließen sie doch ein Gefühl von Geborgenheit, von Angenommen-Sein.

„Auf die Welt kommen wir, neugeboren werden wir in jenen Situationen, die den spürbaren und verwundbaren Leib in die Enge treiben, im Schrecken, in der plötzlichen Umarmung, im Atemstocken, in der Überwältigung, in der atemlosen Freude, sogar im Schmerz. Hier entsteht Neues, hier komme ich lernend immer wieder neu zur Welt.“

Lernend immer wieder neu geboren werden, bedeutet für mich, die Chancen, mich zu entwickeln, die zu werden, als die ich gedacht bin, sehen und ergreifen zu können und das lebenslang.

Eine hörenswerte Sendung, die man auch in Gänze nachlesen kann.
Wünsche euch einen sinnhaften, lichten 3. Advent.

8 Gedanken zu „Schluss mit der Sünde. Das Christentum als Lebenslehre

  1. Oh ja, die Kirche muss sich total ändern und den Menschen einen neuen Zugang ermöglichen, sonst hat sie definitiv „ausgedient“!
    Danke für den Impuls von dir anlässlich dieser Sendung.
    Lieben Gruss in die Vorweihnachtswoche,
    Brigitte

  2. Bisher stehen m.E. die sogenannten „alten weißen“ Männer dem entgegen und diejenigen, die sich „hochgedient“ haben, kommen dort ja auch nur an, weil sie mainstreammäßg, d.h. dogmenkonform denken. Wie sollen da Reformen möglich sein?
    Ich habe da schon vor Jahren meine Hoffnungen aufgegeben und meine Konsequenzen gezogen.
    Herzliche Grüße in deine neue Woche.

  3. Herzensdank für Deinen mich sehr berührenden Beitrag!
    Ich kann vieles davon auch als meine eigene Geschichte verstehen. Aus meinem scheinheiligen Umfeld heraus und aus all den Qualen und Fragen, die ich in mein Erwachsenenleben mitgenommen und dann vielfach gedreht und gewendet habe, habe ich vor Jahren meine Konsequenzen gezogen und der Röm.-Kath. Kirche den Austritt erklärt (ich wurde ja auch nicht gefragt, ob ich dazugehören will, weshalb ich auch eine Säuglingstaufe sehr kritisch sehe …) Was ich da im Vorfeld alles zu hören bekam, bishin zur Androhung meiner Enterbung: Hilflose Drohgebärden eines Mannes, der selbst unter rigiden Dogmen gelitten hat, wie er mir heute zu verstehen gibt.
    Die Kirche ist für mich nur noch Ort der Künste und gelegentlich besuchter Veranstaltungen, mein Glaube findet Ausdruck im staunenden und dankbaren Gewahrsein all der Wunder in der Natur, die uns umgeben.
    Liebe Grüße, C Stern

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