Tine Høeg, Hunger

Tine Høeg, Hunger

Nach „Neue Reisende“ und „Tour de Chambre“ ist „Hunger“ der dritte Roman der Dänin Tine Høeg, in dem es um Mias innigsten Wunsch geht, mit ihrem Partner Emil, der bereits zwei Kinder aus erster Ehe hat, ein gemeinsames Kind zu bekommen. Seit einem Jahr versuchen sie es vergeblich und beschließen, sich an eine Kinderwunschklinik zu wenden.

Mia ist Schriftstellerin und notiert neuen Monate lang minutiös und nahezu täglich in ihrem Tagebuch, was diese Entscheidung mit ihr, ihrem Körper und ihrer Beziehung zu Emil und seinen Kindern macht, die alle vierzehn Tage das Wochenende oder zum Teil auch die Ferien mit ihnen verbringen.

Sie schreibt ungefiltert, aus den gegebenen Augenblicken heraus, die starken emotionalen Schwankungen unterworfen sind, von ihrer zunehmenden inneren Zerrissenheit, ihren Schuldgefühlen und Schuldzuweisungen gegenüber Emil, der versucht, Mia zu verstehen, sie zu begleiten, sich zum Teil aber auch ungerecht behandelt und nicht gesehen und verstanden fühlt, so dass es zu starken Spannungen führt, zumal Emil weiß, dass Mia auch ihn in ihren Aufzeichnungen erwähnt.

Auch Mias Gefühlen seinen Kindern gegenüber sind starken Wechseln unterworfen und schwanken zwischen Zuneigung und Stolz über die zunehmende Vertrautheit mit den Kindern, einem Konkurrenzgefühl der leiblichen Mutter gegenüber und Gefühlen von ziemlicher Überforderung mit der Präsens der Kinder in ihrem Schriftstellerinnen-Leben, was sie aber kaum an ihrem unbändigen Wunsch nach einem eigenen Kind zweifeln lässt.

In die Schilderungen ihrer eigenen Gefühlsschwankungen, der körperlichen Strapazen, denen Mia sich ausgesetzt fühlt, des zunehmenden Drucks auf sie und ihre Beziehung fließen auch ihre Gedanken und ihre Beschäftigung mit Frauenbildern in der heutigen Zeit ein. Es ist ein sehr persönliches, nahezu intimes Porträt einer nicht mehr ganz jungen Frau, die – wie man landläufig sagt – ihre biologische Uhr unablässig ticken hört.

Tine Høeg, Hunger, Roman, a.d. Dänischen v. Gerd und Ingrid Weinreich, Literaturverlag Droschl, dt. Erstausgabe Wien 2025, 400 Seiten, ISBN 978-3-99059-178-9

2 Gedanken zu „Tine Høeg, Hunger

  1. Danke für die schöne Schilderung des Inhalts.
    Das hört sich spannend an, auch wenn es ein Thema ist, das mich nicht in seiner ganzen Tragweite anspricht. :–)
    Einen lieben Wochenendgruss, Brigitte

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