Blues

Blues

(Hahnenfuß ist es sicher nicht, aber vom egesrand

Wenn du nicht froh kannst denken,
Obwohl nichts Hartes dich bedrückt,
Sollst du ein Blümchen verschenken
Aufs Geratewohl von dir gepflückt. 

Irgendein staubiger, gelber, –
Sei’s Hahnenfuß – vom Wegesrand.
Und schenke das Blümchen dir selber
Aus linker Hand an die rechte Hand. 

Und mache dir eine Verbeugung
Im Spiegel und sage: »Du,
Ich bin der Überzeugung,
Dir setzt man einzig schrecklich zu.
Wie wär’s, wenn du jetzt mal sachlich
Fleißig einfach arbeiten tätst?
Später prahle nicht und jetzt lach nicht,
Daß du nicht in Übermut gerätst.«

(Joachim Ringelnatz)

4 Gedanken zu „Blues

  1. Das Gedicht von Ringelnatz mag ich auch sehr. Es tut in manchen Situationen sooo gut!
    Ja, sich selber mal wieder ein Blümchen schenken und ein paar gute Worte dazu. :–)
    Es darf gern auch eine Skabiose sein wie auf deinem Foto…
    Lieben Morgengruss,
    Brigitte

  2. dieser rat, den ringelnatz da gibt, setzt sich ja aus zwei teilen zusammen. gereimt sind beide (natürlich ;) ) herrlich, inhaltlich stimme ich nur dem ersten vorbehaltlos zu.

    sich selbst quasi ein wenig in den arm zu nehmen, ist (so man es schafft, wenn einen der blues umtreibt), ist ganz sicher gut. der zweite teil, nämlich fleißig zu arbeiten, stimmt, wie ich denke, nur wenn es sich um das handelt, das man „weltschmerz“ nennt.
    ich meine gehört zu haben, dass es dieses wort (diesen zustand?) nur im deutschen gibt. wenn es sich aber um einen kummer mit wurzeln im „echten“ leben handelt, wird man den vielleicht für den moment durch die generaltugend: „fleißiges arbeiten“ still bekommen (weil man abgelenkt wird), aber er wird wiederkommen. und das vielleicht stärker als zuvor.

    liebe grüße und alles gute
    andrea

  3. Da stimme ich dir völlig zu. Arbeit kann eine Möglichkeit sein, sich zu erden. Wenn sie aber zur (ständigen) Ablenkungsstrategie herhalten muss, wird der Zustand möglicherweise chronisch.
    Herzlichen Dank für deine Rückmeldung.

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